Trend gestoppt: Radikalisierung von Protesten nimmt ab

In den Corona-Jahren hat sich ein Trend zu gewaltsameren und radikaleren Protesten in Deutschland entwickelt. Trotz erwarteter Konflikte aufgrund der Energiekrise gibt eine Studie nun Entwarnung.

Eine Querdenker-Demo im Dezember 2021
Eine Querdenker-Demo im Dezember 2021Imago / Michael Schick

Die Zahl konfrontativer und gewaltsamer Proteste im Jahr 2022 liegt einer Studie zufolge unter dem Wert der beiden pandemischen Vorjahre. Der „heiße Herbst“ blieb mit Blick auf die erwarteten Proteste zur Energiekrise aus, wie aus einer Analyse von Protesten sowie einer repräsentativen Umfrage des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervorgeht.

Wie die Forscher mitteilten, normalisierte sich das Protestgeschehen wieder. Dabei kam es vermehrt zu Massendemonstrationen bei gleichzeitigem Rückgang radikaler Protestformen.

Klimaschutz und Ukraine im Fokus

Mehr als jeder vierte Befragte kann sich nach Angaben des WZB vorstellen, an einer Demonstration gegen die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten teilzunehmen. Zwei Drittel zeigten Verständnis dafür, für diesen Zweck auf die Straße zu gehen. Für Corona-Proteste brachte im Vergleich nur etwa jeder Vierte Verständnis auf.

Die Teilnahmebereitschaft bei solchen Demonstrationen sinkt den Angaben zufolge deutlich, wenn sie von politischen Parteien mitorganisiert werden. Den Parteien Die Linke und der AfD habe es 2022 an Mobilisierungskraft gefehlt. Daneben seien die Entlastungspakete der Bundesregierung und die Überlagerung mit anderen Protestthemen zentrale Faktoren für das Ausbleiben einer starken Protestwelle. Bestimmende Themen waren im vergangenen Jahr der Umwelt- und Klimaschutz sowie die Solidarität mit der Ukraine und den Protesten im Iran.