Totensonntag: Ausstellungen widmen sich Tod, Trauer und Bestattung

Der Tod gilt gemeinhin als Tabu. Dabei hat das Sterben, salopp gesprochen, immer Saison. Verschiedene Ausstellungen und Events in ganz Deutschland beleuchten die Themen Tod und Sterben.

Mexikanisches Totenfest im Humboldtforum.
Mexikanisches Totenfest im Humboldtforum.Stiftung Humboldtforum im Berliner Schloss/Frank Sperling

Sonderausstellung im Berliner Humboldt Forum über kulturelle Vorstellungen vom Jenseits

Bis zum 26. November läuft noch die Sonderausstellung „un_endlich. Leben mit dem Tod“ im Berliner Humboldt Forum. Sie vermittelt einen Überblick über kulturelle Vorstellungen vom Jenseits, beschäftigt sich mit religiösen Riten, Sterbebegleitung und dem würdevollen Umgang mit den Toten.

Berliner Verein Calaca feiert mexikanisches Totenfest

Anfang November feierte der Berliner Verein Calaca hier fünf Tage lang das mexikanische Totenfest. Die „Fiesta de Día de Muertos“ mit einem großen Markt und bunt geschmücktem Altar, der Ofrenda mit Geschenken für die Verstorbenen, wurde von mehr als 32000 Menschen besucht. „Es ist gelungen zu vermitteln, dass es beim Mexikanischen Totenfest nicht um Folklore geht, sondern um eine liebevolle Begegnung zwischen Leben und Tod“, sagt Eleonore Häring de Vazquez, Sprecherin des Vereins. Calaca veranstaltet die Totenfeste seit 1995 in Berlin. In Mexiko finden sie traditionell rund um Allerheiligen auf Plätzen, Friedhöfen oder zu Hause statt.

 

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Tag des Krematoriums soll Berührungsängste abbauen

Der Landesbetrieb Krematorium Berlin nutzt seit 2007 den Ewigkeitssonntag, um beim „Tag des Krematoriums“ Berührungsängste abzubauen. Die Besucherinnen und Besucher lernen auf halbstündigen Führungen durch das Haus Architektur und Technik des Krematoriums Baumschulenweg kennen. Dieses Jahr gibt es am 26. November von 11 bis 17 Uhr Konzerte, einen Vortrag der Architektin Charlotte Frank, und Professorin Tanja Hollmann berichtet über den Alltag in der Gerichts­medizin.

Das Theaterstück „Milas Hase lebt im Himmel“ soll das Thema Tod und Trauer kindgerecht behandeln. Nach Auskunft des Landesbetriebs haben in den ersten Jahren „einige wenige hundert Gäste“ das Angebot am Standort Baumschulenweg genutzt. 2022 zog der „Tag des Krematoriums“ schon „mehr als 1000 Interessierte“ an. „Die gestiegenen Gästezahlen lassen vermuten, dass sich mehr mit dem Thema Tod und der Bestattungs­kultur auseinandergesetzt wird“, heißt es vom Landesbetrieb. Zudem besuchten immer mehr jüngere Menschen und Familien mit Kindern an diesem Tag das 1999 eingeweihte Gebäude.

Düsseldorfer Kunstpalast: Tod in der zeitgenössischen Kunst

Die Ausstellung „Tod und Teufel. Faszination des Horrors“ im Düsseldorfer Kunstpalast wird hingegen erst für Kinder ab 12 Jahren empfohlen. Sie läuft bis zum 21. Januar und wirbt damit, dass sie „nichts für Zartbesaitete“ sei. Die 120 Werke aus Kunstgeschichte und Subkultur, Mode, Musik und Film sind in einer aufwändigen Ausstellungsarchitektur inszeniert, die Räume zum Teil in Schwarz und Rot gehalten oder mit Spiegeln verkleidet.

Am Anfang steht ein Eichholzsarg von 1766, der mit biblischen Vanitas-Symbolen verziert ist, aus dem Kasseler Museum für Sepulkralkultur. Die Malerei der Romantik bediente sich düsterer Motive, etwa des ungetauft verstorbenen Kindes als Spuk auf dem Gemälde „Das Irrlicht“ von Arnold Böcklin oder „Gestade der Vergessenheit“ von Eugen Bracht mit weißen Schädeln in einer Berglandschaft.

Horrorfilme wie „Nosferatu“ aus den 1920er Jahren spielen ebenfalls mit Schatten und Urängsten. Spannend ist auch die Zusammenstellung von Haute Couture etwa von Designern wie Alexander McQueen, die sich Gothic-Mode einverleibt, und Bildern vom Wave-Gotik-Treffen in Leipzig des Fotografen Erasmus Schröter. Der Tod kommt in der zeitgenössischen Kunst grotesk, schwarzhumorig und politisch daher, aber auch hauchfein wie in einer Arbeit von Kris Martin: Der belgische Künstler schrieb 2013 die Buchstaben „Somebody“ mit menschlicher Asche auf Papier.

Museum für Sepulkralkultur in Kassel: Bräuche und Riten rund um Sterben

Im Museum für Sepulkralkultur in Kassel ging Ende Oktober die gut besuchte Sonderausstellung „Trost – auf den Spuren eines mensch­lichen Bedürfnisses“ zu Ende. Die Institution befasst sich mit Bräuchen und Riten rund um Sterben, Bestatten und Gedenken. Die wachsende öffentliche Präsenz des Themas ist für Direktor Dirk Pörschmann ein Zeichen für einen gesellschaftlichen Wandel. „Die Kriegsgeneration, die ein Zuviel an Sterben und Tod erleben musste, ist fast ausgestorben“, sagt Pörschmann. „Die Nachkriegsgeneration, die ebenfalls unter dem direkten Einfluss des Zweiten Weltkriegs stand, ist mittlerweile im Rentenalter.

 

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Die danach Geborenen mussten erleben, welche negativen Folgen die Ausgrenzung der Themen Sterben, Tod und Trauer hatten. Sie und ihre Kinder sind es, die seit rund zehn Jahren dazu beitragen, dass diese Themen wieder stärker in die gesellschaft­liche Mitte geholt werden.“ In Kassel eröffnet am 1. Dezember um 18 Uhr die Ausstellung „Was vom Ende bleibt“ mit dem Bilderzyklus „50 Aschen“ der Fotografin Tina Ruisinger. Sie zeigt „sensible Aufnahmen“ menschlicher Aschen aus dem Krematorium.