Topographie zeigt Ausstellung zu politischer Gewalt nach 1918

Die politische Gewalt zu Beginn der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1923 steht ab Mittwoch im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung im Berliner Dokumentationszentrum Topographie des Terrors. Fotografien, Tonaufnahmen, Dokumente und Medienstationen verdeutlichen in „Gewalt gegen Weimar – Zerreißproben der frühen Republik“, wie Extremisten und Separatisten die junge Republik an den Rand des Bürgerkriegs brachten und dabei Tausende getötet wurden. Die Direktorin der Topografie des Terrors, Andrea Riedle, sagte am Dienstag in Berlin, mit der Ausstellung solle auf die Gefahren für die Demokratie aufmerksam gemacht werden.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der am Abend die Ausstellung eröffnen sollte, betonte, „es ist wichtig, sich diese Jahre heute vor Augen zu führen“. Es gelte „den Blick dafür zu schärfen, was geschieht, wenn Radikale und Extremisten die Demokratie in die Zerreißprobe zwingen“.

Der Zeithistoriker Martin Sabrow verwies als einer der Kuratoren vor allem auf die „soziale Militarisierung“ der Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg. Hass, Morddrohungen und rassistische Hetze hätten die Debatten im parlamentarischen und öffentlichen Raum vergiftet. Es habe sich eine Alltagskultur der Gewalt entwickelt. Der politische Gegner sei als Feind verstanden worden.

Die Wanderausstellung beschreibt in acht Kapiteln Umsturzversuche, Anschlagsserien und Putschpläne von rechts wie links. Nur wenige Wochen nach Kriegsende und der gewaltfreien Revolution vom Kaiserreich zur Republik schlug der friedliche Beginn in Gewalt um. Die junge Demokratie habe sich dabei zur Wehr gesetzt, sei jedoch gegen linke Aufstände entschlossener vorgegangen als gegen rechte Anschlagsserien, heißt es in der Ausstellung. Beispiele sind der Kapp-Lüttwitz-Putsch im März 1920, die Serie politischer Attentate 1921/22 wie auch der Hitler-Ludendorff-Putsch im November 1923.

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Leibniz-Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam und der Walther Rathenau Gesellschaft. Sie wurde erstmals ab November 2023 im Schloss Freienwalde (Brandenburg) gezeigt. Dort befindet sich ein Erinnerungsort an den Industriellen, Schriftsteller und 1922 ermordeten Reichsaußenminister Walther Rathenau (1867-1922). Zur Ausstellung ist ein Sammelband mit rund 20 Aufsätzen erschienen.