Essstörungen gelten häufig als Mädchenkrankheit. Doch Körper­kult und Schlankheitswahn lassen auch Männer magersüchtig werden. Bislang ist das oft ein gesellschaftliches Tabu. Die Betroffenen fühlen eine doppelte Stigmatisierung: Sie leiden an einer psychosomatischen Erkrankung und obendrein an einer Frauenkrankheit. Das führt dazu, dass die Krankheit leichter übersehen wird, die Dunkelziffer dementsprechend hoch ist.<br>
Der 15-jährige Tim aus Bayern war früher zu dick, dann hungert er sich ins Untergewicht. Als er im Februar stark untergewichtig in eine Klinik am Chiemsee kommt, sagen die Ärzte, er müsse 15 Kilogramm zunehmen. In verschiedenen Therapien soll Tim lernen, wieder selbstständig zu essen.<br>
Nach mehr als vier Monaten in der Klinik darf Tim wieder nach Hause, soll bald wieder zur Schule gehen. Obwohl er gerne seinen Abschluss machen will, fürchtet er sich vor diesem Schritt. Auch seine Mutter Tanja hat große Angst und sie plagen Schuldgefühle.<br>
Raimund ist 27 Jahre alt und kommt aus Nordrhein-Westfalen. Seine Magersucht geht schon sein halbes Leben, erzählt er. Als er 13 Jahre alt ist, sieht er eine Werbung mit herausstehenden Wangenknochen – so möchte er auch aussehen. Es folgt ein jahrelanger Kampf mit sich selbst. In diesem Sommer beschließt der gelernte Koch, sich endlich Hilfe zu holen – der Weg aus der jahrelangen Krankheit?<br>
„Menschen hautnah“ erzählt ihre Geschichte.

Der 15-jährige Tim und der 27-jährige Raimund haben ein Problem: Beide sind magersüchtig

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Bayern 18. Oktober 2017

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