Taufe: Wer darf Patin oder Pate werden?

Taufen gehören zu den schönsten Familienfesten. Umso ärgerlicher, wenn schon bei den Vorbereitungen Enttäuschungen programmiert sind – wie bei der Frage, wer Pate oder Patin sein darf.

Pastorin Anja Sievers tauft den kleinen Mattis.
Pastorin Anja Sievers tauft den kleinen Mattis.Kirchengemeinde St. Godehardi

Pastorin Anja Sievers kann aufatmen. „Wir haben jetzt eine einheitliche Regelung, wie wir Taufen feiern und ausgetretene Freunde und Angehörige einbeziehen.“ Damit hofft die Geistliche einen Konflikt zu entschärfen, der nicht nur ihre Gemeinde in Bad Nenndorf in Atem hält, sondern immer mehr Kirchengemeinden in Niedersachsen betrifft: „Wie mache ich Eltern klar, dass ihre Paten Kirchenmitglieder sein müssen, ohne sie zu verprellen? Das ist eine Krux“, sagt Anja Sievers. Denn vielen Eltern sei es wichtig, dass die besten Freunde Paten werden.

In ihrer Gemeinde St. Godehardi war es in einem Taufgespräch, an dem mehrere Eltern beteiligt waren, zu einem Streit gekommen. „Eine Mutter wollte nicht einsehen, dass ihre Patin Kirchenmitglied sein muss, und diskutierte immer weiter.“ Daraufhin habe sich ein Vater eingemischt, der mit seinem Austritt aus der Kirche drohte, falls die Gemeinde eine Ausnahme mache, erzählt die 39-jährige Pastorin. Er habe argumentiert, dass eine Kirchenmitgliedschaft gewisse Rechte mit sich bringen müsse. Theologisch und kirchenrechtlich sei die Sache jedoch klar. „Paten müssen Kirchenmitglieder sein,“ erklärt Sievers. Zum Glück habe die Auseinandersetzung ein versöhnliches Ende gefunden.

Landeskirche sieht keinen Handlungsbedarf

Für das „Paten-Problem“ sei allerdings nicht nur die schwindende Einsicht der Eltern für die Bedeutung der Kirchenmitgliedschaft verantwortlich. Auch die sinkende Zahl der Kirchenmitglieder trage zur Verschärfung bei, so die Pastorin. „Ich sehe die theologische Position. Aber ich sehe auch die kommende Not. Wie wir als Kirche damit umgehen?“

Die Landeskirche Hannovers sieht derzeit keinen Handlungsbedarf. Paten müssen Mitglied in einer christlichen Kirche sein, betont Kirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelmann. „Es gibt keine Überlegungen, daran etwas zu verändern.“ Um Auseinandersetzungen zu vermeiden, empfiehlt die Landeskirche jedoch, die Abgewiesen im Taufgottesdienst zu beteiligen. „Aus der Kirche ausgetretene Freundinnen und Freunde oder Familienmitglieder können den Taufspruch sprechen oder die Taufkerze anzünden“, so der Pastor.

Such nach fairer Lösung für Ausgetretene

Pastorin Sievers sieht in diesem Vorschlag jedoch ein neues Problem. „Ich möchte kein Korsett.“ Denn dann könne sie eigene Regelungen ihrer Gemeinde nur schwer rechtfertigen. In St. Godehardi habe der Kirchenvorstand beschlossen, dass nur die Eltern und Paten während der Taufe am Taufbecken stehen. Erst beim Familiensegen am Altar seien weitere „Begleiter“ beteiligt. „Wir halten das für eine faire Lösung für Kirchenmitglieder und Ausgetretene.“ Sorge, keine Paten zu finden, brauche keine Tauffamilie haben, betont Pastorin Sievers. „Notfalls kann ich das Patenamt übernehmen.“