Studie: Corona-Politik führte bei Kindern zu Angst und Depression
Was hat Corona mit Kindern, Jugendlichen und Familien gemacht? Bevölkerungsforscher haben jetzt internationale Studien zu Gesundheit, Depressionen und Fitness ausgewertet. Mit drastischen Ergebnissen.
Derzeit streitet die Bundesregierung über die politische Aufarbeitung der Corona-Pandemie. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung hat nun dramatische Befunde zur psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und Familien in der Corona-Zeit veröffentlicht. Demnach nahmen Ängste und Depressionen deutlich zu – und die allgemeine Lebenszufriedenheit ab. Auch die körperliche Fitness der Jugendlichen sank deutlich.
Überrascht zeigten sich die Forscher und Forscherinnen, dass diese Entwicklungen bis heute nachwirken: “Die mentale und körperliche Gesundheit junger Menschen hat während der Pandemie stark gelitten und sich nur teilweise erholt”, erklärte Studienautorin Helena Ludwig-Walz am Mittwoch in Wiesbaden.
Laut den Analysen waren Kinder und Jugendliche vor allem während der langen Zeiten der Schulschließungen und den damit verbundenen Einschränkungen von sozialen Kontakten deutlich häufiger von Depressionen und Ängsten betroffen als vor Corona. So sei die Gefahr, an “klinisch relevanten” Depressionsstörungen zu erkranken, um 36 Prozent erhöht gewesen, erläutern die Forscher und Forscherinnen. Viele Schüler waren im zweiten Lockdown von Mitte Dezember 2020 bis Mitte Mai 2021 fünf Monate lang im Home-Schooling.
Auf der Basis von Fitnessmessungen beim Laufen, Schwimmen und Radfahren beschrieben die Statistiker einen besorgniserregenden Rückgang der Herzgesundheit von Kindern und Jugendlichen. Nach Lockerung der Corona-Schutzmaßnahmen habe sich das Fitnessniveau zwar verbessert, aber nicht mehr die Ausgangswerte vor der Pandemie erreicht.
Im Blick auf die allgemeine Lebenszufriedenheit rückten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vor allem die Lage von Müttern ins Zentrum. Nach mehreren, monatelangen Schließungen von Kitas, Kindergärten und Schulen sei ihre Lebenszufriedenheit im Mai 2021 auf den Tiefpunkt. Dabei waren Mütter statistisch gesehen häufiger unzufrieden als Männer. Mit der Öffnung der Kindertageseinrichtungen sei es dann wieder langsam besser geworden.
Für die Analyse haben die Bevölkerungsforscher zahlreiche Einzelstudien aus ganz Europa ausgewertet. So fasste das Team beispielsweise 18 Studien mit 750.000 Teilnehmenden zum Auftreten von Ängsten zusammen. Für die Aussagen zu Depressionen wurden 22 Studien mit 800.000 Befragten analysiert. Hinzu kamen Ergebnisse der Compass-Befragung von Infratest-Dimap, für die ab März 2020 rund 20 Monate lang täglich mehrere Hundert Personen in Deutschland zu den Corona-Folgen befragt wurden.