Herrnhuter Sterne und erzgebirgische Schwibbögen leuchten auf der ganzen Welt. Vieles, was als typisch weihnachtliches Kunsthandwerk oder als Köstlichkeit weltweit bekannt ist, kommt aus Sachsen, Weihnachtsbaumkugeln wurden im benachbarten Thüringen erfunden. Der Evangelische Pressedienst (epd) stellt einige der Adventsklassiker vor:
Der Dresdner Christstollen geht auf eine jahrhundertealte Backtradition zurück und ist inzwischen eine geschützte Marke. Nur Stollen aus rund 120 Bäckereien und Konditoreien in und um Dresden, die strengen Vorgaben unterliegen, dürfen diesen Namen tragen. Der brotähnliche, dick mit weißem Puderzucker bestreute Kuchen soll an das gewickelte Christkind erinnern.
Laut dem Schutzverband Dresdner Stollen gehören etwa 15 Zutaten in das weihnachtliche Backwerk, darunter Rosinen, Butter, Zitronat, Orangeat sowie süße und bittere Mandeln. Für den Teig braucht es zudem Mehl, Milch und Hefe sowie Zucker, Zitronenschalen und das Stollengewürz, das von Backstube zu Backstube variieren kann. Die Komposition der Zutaten ist ein gut gehütetes Geheimnis.
Der Weg des edlen Weihnachtsgebäcks lässt sich bis um das Jahr 1400 zurückverfolgen. Erstmals wird der Dresdner Stollen 1474 auf der Rechnung des christlichen Bartholomäus-Hospitals an den Dresdener Hof erwähnt, damals noch als Fastengebäck.
Weltweit bekannt sind die Nussknacker aus dem sächsischen Erzgebirge. Mit meist farbenfrohen Fantasieuniformen und einem grimmigen Gesichtsausdruck sind sie seit etwa 1870 als weihnachtliche Dekoration verbreitet. Laut Überlieferungen wurde der Prototyp des Nussknackers aus dem Erzgebirge in den Farben Rot, Orange, Gelb und Blau hergestellt.
Auch die gedrechselten Räuchermänner haben ihren Ursprung im Erzgebirge. Sie sollen erstmals um 1850 im Dorf Seiffen hergestellt worden sein. In Thüringen soll es etwa 1820 Vorgängermodelle aus Papiermasse gegeben haben. Bereits um 1750 wurden der Überlieferung nach in Crottendorf erstmals Räucherkerzen produziert. Zunächst platzierten die Leute diese noch auf einen Untersatz. Die heute üblichen Räucherfiguren stellen oft Berufe dar, seit einigen Jahren auch bekannte Politikerinnen und Politiker wie etwa Angela Merkel, Olaf Scholz oder US-Präsident Donald Trump.
Wie andere Weihnachtstraditionen hat auch der Schwibbögen seinen Ursprung im Erzgebirge. Der beleuchtete Halbkreis könnte den bogenförmigen Eingang eines Bergwerksstollens symbolisieren. Eine andere Deutung verweist auf den architektonischen Schwebebogen mit seiner halbrunden Form.
Die frühesten erzgebirgischen Schwibbögen waren mit den Motiven Sonne, Mond und Sternen verziert und wurden aus Metall hergestellt. Heute werden die meist hölzernen Bögen geschmückt von christlichen weihnachtlichen Szenen, winterlichen Landschaften oder Wahrzeichen der Region wie die achteckige Kirche in Seiffen.
Schon im 16. Jahrhundert stellten Bergleute Holzstäbe pyramidenförmig zusammen und schmückten sie mit Kerzen, um die dunkle Jahreszeit zu erhellen. Die ersten Drehpyramiden entstanden um 1800. Weihnachtspyramiden bestehen zum Teil aus mehreren Etagen, auf denen verschiedenen Figuren stehen. Oft wird die Weihnachtsgeschichte dargestellt. Üblich sind aber auch Bergbau- oder Wintermotive.
Bei der Weihnachtspyramide wird durch Kerzen aufsteigende Wärme erzeugt, die das Flügelrad zum Drehen bringen. Die Tradition der Pyramidenherstellung wird in kleinen, oft familiengeführten Manufakturen gepflegt – in klassischen und modernen Designs. In nahezu allen Erzgebirgsorten wird in der Adventszeit auf den Marktplätzen eine große elektrische Weihnachtspyramide aufgestellt.
Die Stadt Lauscha am Südrand des Thüringer Waldes gilt als die Geburtsstätte des gläsernen Christbaumschmucks. Im Jahr 1847 schuf dort ein Glasbläser die ersten Früchte und Nüsse aus Glas. Sie gelten als Vorläufer der heutigen Christbaumkugeln.
Zunächst wurden die Erzeugnisse für die lokale Kundschaft produziert. Um 1880 wurde der US-amerikanische Warenhausbesitzer Winfield Woolworth (1852-1919) auf den Lauschaer Christbaumschmuck aufmerksam. Bereits kurze Zeit später avancierte der Glasschmuck zum Exportschlager. Zwischen 1870 und 1939 entstanden etwa 5.000 verschiedene Formen. Die Christbaumkugeln werden bis heute von zahlreichen Kleinbetrieben der Region in traditionellen Verfahren hergestellt. Die Palette an Formen und Farben reicht von nostalgisch bis schrill-bunt.
Weihnachtsbäume sollen in Deutschland schon im 15. und 16. Jahrhundert öffentlich aufgestellt worden sein. Für Thüringen gibt es ein konkretes Datum: Erstmals soll ein Weihnachtsbaum am 22. Dezember 1815 in Weimar auf einem öffentlichen Platz geglänzt haben. Der Buchhändler Wilhelm Hoffmann (1777-1859) hatte die Idee und verband sie mit der Bitte um Spenden für arme Kinder der Stadt.
Längst haben öffentlich aufgestellte Tannen oder Fichten die Metropolen der christlichen Welt erobert. Auch Deutschlands bekanntester Weihnachtsbaum kommt alljährlich aus Thüringen: Seit 2015 stammt der Lichterbaum vor dem Brandenburger Tor aus Thüringer Wäldern.
Der weltberühmte Herrnhuter Stern stammt aus der sächsischen Oberlausitz. Heute ist er ein Verkaufsschlager und wird in dutzende Länder exportiert. Für Gebäude wie das Bundeskanzleramt, die Dresdner Frauenkirche und den Berliner Dom wurden sogar XXL-Exemplare hergestellt, zum Teil mit einem Durchmesser von zweieinhalb Metern.
Ein Originalstern aus der Herrnhuter Manufaktur besteht aus jeweils 25 Zacken: 17 viereckige und acht etwas kleinere dreieckige. Bis in die Gegenwart werden die Sterne weitgehend in Handarbeit gefertigt. Seit 1897 werden sie seriell hergestellt, pro Jahr inzwischen rund 850.000 Sterne. Die „Herrnhuter“ gelten als Ursprung aller Weihnachtssterne.
Entwickelt wurden sie im 19. Jahrhundert von Mitgliedern der Herrnhuter Brüdergemeine. Vorgänger-Modelle entstanden in den Internatsschulen der evangelischen Freikirche. Ursprünglich sollte damit ein geometrisches Verständnis vermittelt werden.