Steinmeier wirbt bei Bremer Schaffermahlzeit um Freiheitskämpfer

Zur traditionellen Schaffermahlzeit kamen Unternehmer, Kaufleute, Reeder und weitere Ehrengäste in Bremen zusammen. Bundespräsident Steinmeier erklärte, warum die Bedrohung der Demokratie auch sie etwas angeht.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Unternehmer, Kaufleute und Reeder aufgefordert, klar Position zu beziehen gegen Hass, Abschottung und extremistische Ideologien. „Sie wissen: Die bedrohte Demokratie geht auch Sie etwas an, Sie, die Handel treiben, die weltweit vernetzt sind, nicht nur durch die Seefahrt“, sagte er laut Redemanuskript bei der 480. Schaffermahlzeit am Freitagabend in Bremen.

Auch Wirtschafts- und Transportunternehmen lebten davon, dass es gerecht zugehe und Freiheit herrsche, nicht nur für den Handel. In diesem Sinne sollten auch die Gäste der traditionsreichen Schaffermahlzeit in Frack und Abendkleid Freiheitskämpfer sein, so das Staatsoberhaupt. „Nationalistische Abschottung, das Gerede vom Austritt aus der Europäischen Union, Hass auf Menschen mit Migrationsgeschichte sind Gift für unser Zusammenleben, für unsere Volkswirtschaft, Gift für Arbeit und Wohlstand.“

Steinmeier sagte weiter: „Es gibt viel Unmut im Land. Viel Angst vor der Zukunft, viel Resignation und Frust.“ Wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik würden Demokratie und freiheitlich-rechtsstaatliche Ordnung in Frage gestellt, gäben Menschen leichtfertig ihre Stimme an Kräfte, die die Ordnung des Grundgesetzes zerstören wollten. Allerdings könnten Freiheit, Demokratie, Recht nur dann Bestand haben, „wenn sie der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht nur Sache des Verstandes, sondern auch des Herzens sind, Sache der Leidenschaft und des entschiedenen Einsatzes: eine unbedingte Verpflichtung“.

Die Bremer Schaffermahlzeit gibt es seit 1545. Sie findet am zweiten Freitag im Februar statt. Es war ursprünglich ein Abschiedsessen, das Reeder und Kaufleute am Ende des Winters für ihre Kapitäne gaben, bevor diese erneut auf Fahrt gingen. Heute nehmen auch Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und seit einigen Jahren auch aus der Kirche teil. „Schaffer“ hießen früher die Männer, die in Gilden und Bruderschaften eine Mahlzeit ausrichteten. Weibliche Gäste können erst seit 2015 teilnehmen. 2019 beschlossen die Verantwortlichen die generelle Öffnung der Schaffermahlzeit für Frauen.

Die Benefizveranstaltung wird von der Stiftung „Haus Seefahrt“ organisiert, die sich um die soziale Absicherung von Seeleuten sowie ihren Angehörigen und Hinterbliebenen kümmert. Die Schaffermahlzeit ist ihre wichtigste Einnahmequelle.