Margot Friedländer stand wie kaum eine andere für die Mahnung zur Menschlichkeit. Bei einer Gedenkfeier für die Holocaust-Überlebende mahnt der Bundespräsident, ihr Erbe weiterzutragen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einer Gedenkfeier für die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer zum Kampf zu Toleranz und Menschlichkeit aufgerufen. “Margot Friedländer hat den Stab weitergereicht. Jetzt ist es an uns”, sagte Steinmeier am Mittwochabend in seiner Gedenkrede in der Berliner Philharmonie. Dass Verbrechen wie der von den Nationalsozialisten verübte Holocaust nie wieder geschehen, habe Friedländer angetrieben. Das habe sie allen mitgegeben, vor allem jungen Menschen.
“Es ist an uns, die Erinnerung zu bewahren und weiterzugeben”, sagte Steinmeier laut Redemanuskript. “Es ist an uns, in ihrem Sinne weiterzuarbeiten – und zu kämpfen für Toleranz, für Demokratie, für Menschlichkeit.” Der Gedanke Margot Friedländers, ihre Lebensgeschichte weiterzugeben und nachfolgende Generationen zu so etwas wie “Zweitzeugen” zu machen, sei ein Modell für die Zukunft, “für eine neue Form der Erinnerung und Erinnerungskultur”, so der Bundespräsident.
“Ein Gefühl der Leere begleitet uns seit ihrem Tod”, sagte Steinmeier vor Wegbegleitern, Freunden, engagierten jungen Menschen und weiteren Gästen aus Politik und Kultur. “Sie fehlt uns. Wir vermissen sie.” Neben einem tiefen Schmerz sei da zugleich große Dankbarkeit und auch Demut. “Ich bin dankbar für so vieles, was Margot Friedländer unserem Land geschenkt hat”, so das deutsche Staatsoberhaupt.
Es sei ein Glück gewesen, mit Friedländer zu sprechen. “Sie verfügte über eine Strahlkraft, die jeden Raum erfüllte”, sagte Steinmeier. “Mit ihrer Zugewandheit, ihrer großen Liebe zu den Menschen, ihrer Güte zog sie alle in ihren Bann – ob jung oder alt.” Mehrfach zitierte der Bundespräsident die Zeitzeugin, etwa mit ihrem Leitmotiv “Seid Menschen!” oder mit den Worten: “Es gibt kein christliches Blut, kein jüdisches Blut, kein muslimisches Blut – es gibt nur menschliches Blut, und wir müssen die Menschen respektieren.”
Friedländer war am 9. Mai im Alter von 103 Jahren in Berlin gestorben. Sie überlebte als Einzige ihrer direkten Familie die Schoah. Nach dem Zweiten Weltkrieg wanderte sie zunächst in die USA aus. Erst nach mehr als sechs Jahrzehnten in New York kehrte sie im Alter von 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück. Sie engagierte sich für Demokratie sowie gegen Antisemitismus, Rassismus und Ausgrenzung. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee in einem Ehrengrab neben dem Grab ihrer Großeltern.