Stationen in Woelkis Amtszeit als Kölner Erzbischof
Seit zehn Jahren ist Kardinal Rainer Maria Woelki Erzbischof von Köln. Der Schwung der ersten Jahre hat dicke Dämpfer erfahren.
Am kommenden Freitag (20. September) ist es zehn Jahre her, dass Kardinal Rainer Maria Woelki in sein Amt als Erzbischof von Köln eingeführt wurde. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet wichtige Stationen der Amtszeit Woelkis nach.
Vatikan und Erzbistum geben die Ernennung Woelkis zum neuen Kölner Erzbischof bekannt. Der 1956 in Köln geborene Geistliche war dort von 2003 bis 2011 schon Weihbischof.
Woelki wird als Kölner Erzbischof eingeführt. Zuvor war er drei Jahre Erzbischof von Berlin. Generalvikar wird Stefan Heße, der schon unter Kardinal Joachim Meisner Verwaltungschef der Erzdiözese war.
Dominik Meiering wird neuer Generalvikar, da Heße als Erzbischof nach Hamburg wechselt.
: Woelki und die westfälische Präses Annette Kurschus leiten den Trauergottesdienst im Kölner Dom für die 150 Absturzopfer des Germanwings-Flugzeugs.
: Die Aktion “23.000 Glockenschläge” erinnert an die seit dem Jahr 2000 im Mittelmeer umgekommenen Bootsflüchtlinge. Sie stößt auf große Resonanz.
Als zentrales Beratungsgremium Woelkis tritt erstmals der Diözesanpastoralrat zusammen. Darin arbeiten auch zehn Laien mit.
Woelki feiert den Fronleichnamsgottesdienst an einem Flüchtlingsboot als Altar. Eindringlich fordert er mehr Einsatz für Flüchtlinge. Mit seiner Aktion sorgt er für internationales Aufsehen.
Woelki und sechs weitere deutsche katholische Bischöfe wenden sich per Brief an den Vatikan. Darin fragen sie, ob der Mehrheitsbeschluss der Deutschen Bischofskonferenz rechtens ist, wonach nichtkatholische Ehepartner im Einzelfall die Kommunion empfangen dürfen.
Woelki entpflichtet Generalvikar Meiering. Nachfolger wird am 1. Mai Markus Hofmann.
Zwei Tage vor der Veröffentlichung der MHG-Studie über Missbrauch in den deutschen Diözesen kündigt Woelki eine weitere, für das Erzbistum Köln tiefergehende Untersuchung an. Sie soll auch institutionelles Versagen im Umgang mit Missbrauchsfällen klären.
Woelki wendet sich gegen Reformen wie die Abschaffung des Zölibats, die Priesterweihe von Frauen oder eine neue Sexualmoral.
Woelki kündigt an, dass das Erzbistum Köln die Trägerschaft der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Augustin übernimmt, aus der dann die umstrittene Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) wird.
Woelki äußert sich skeptisch zum Reformprozess Synodaler Weg. Die Gemeinschaft mit der Weltkirche drohe zu zerbrechen, warnt er.
Das Erzbistum sagt die für den Folgetag geplante Veröffentlichung der von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) erstellten Kölner Missbrauchsstudie ab. Es müssten noch rechtliche Fragen geklärt werden, bevor man den fehlerhaften Umgang von Verantwortlichen mit Missbrauchsfällen offenlegen könne.
Das Erzbistum Köln teilt mit, der Kanzlei WSW wegen methodischer Mängel den Auftrag für die Missbrauchsstudie entzogen zu haben. Der Kölner Strafrechtsexperte Björn Gercke erstelle ein neues Gutachten.
Die zurückgetretenen Sprecher des Betroffenenbeirats, Patrick Bauer und Karl Haucke, werfen Woelki “erneuten Missbrauch von Missbrauchsopfern” vor. Das Gremium habe der WSW-Absage nur unter Druck zugestimmt.
34 Pfarrer kritisieren “die misslingende Missbrauchsaufarbeitung” des Erzbistums. Weitere rund 20 Geistliche beklagen einen Glaubwürdigkeitsverlust. Der Diözesanrat der Katholiken setzt die Zusammenarbeit mit Woelki aus.
Das Gercke-Gutachten wird veröffentlicht. Es wirft früheren und amtierenden Verantwortungsträgern 75 Pflichtverletzungen vor. Woelki selbst wird entlastet.
: Fast alle der 15 Stadt- und Kreisdechanten kritisieren die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln. Bei einem Gemeindebesuch in Düsseldorf zeigen 60 Protestierende Woelki rote Karten.
Papst Franziskus ordnet eine Untersuchung der Vorgänge und der Lage im Erzbistum Köln an. Dazu halten sich Stockholms Kardinal Anders Arborelius und Rotterdams Bischof Hans van den Hende vom 7. bis 15. Juni in Köln auf.
Das Landgericht Köln bestätigt, dass Woelki gegen mehrere Berichte der “Bild”-Zeitung Einstweilige Verfügungen erwirkt hat.
Papst Franziskus schickt Woelki in eine fünfmonatige Auszeit. Die Vertrauenskrise im Erzbistum sei auch durch “große Fehler” Woelkis in der Kommunikation entstanden. Er habe durch das Zurückhalten der ersten Missbrauchsstudie aber nicht vertuschen wollen.
Das Arbeitsgericht Köln urteilt, das Erzbistum habe seiner ehemaligen Justiziarin zu Unrecht gekündigt. Die Mitnahme ihres Bürostuhls ins Homeoffice während der Corona-Pandemie sei kein Diebstahl.
Nach nur acht Monaten im Amt verlässt Mediendirektor Christoph Hardt das Erzbistum wieder.
Woelki beendet seine Auszeit. Zugleich teilt er mit, er habe dem Papst seinen Rücktritt angeboten.
Generalvikar Markus Hofmann tritt zurück. Am 1. Juli wird Dompropst Guido Assmann zusätzlich Generalvikar und damit persönlicher Stellvertreter Woelkis. Er ist der vierte Generalvikar in der Amtszeit von Woelki.
Der Vatikan teilt mit, Woelkis Zahlungen für Gutachter und Kommunikationsberater im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung – insgesamt 2,8 Millionen Euro – seien rechtens gewesen.
Nach anfänglicher Ablehnung stimmt Woelki nun zu, dass sich das Erzbistum am konfessionell-kooperativen Religionsunterricht in NRW mit katholischen und evangelischen Schülern beteiligt.
Woelki wehrt sich gegen einen “Bild”-Bericht, er habe das Bistum Dresden-Meißen nicht rechtzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den Ex-Präsidenten des Kindermissionswerks “Die Sternsinger”, Winfried Pilz, informiert. Der 2019 verstorbene Kölner Geistliche verbrachte seinen Ruhestand in der ostdeutschen Diözese. Von den Vorwürfen gegen Pilz habe er erst Ende Juni 2022 erfahren – also wenige Tage, bevor das Erzbistum Köln den Fall öffentlich machte.
Weil viele Mitglieder aus Protest ihre Teilnahme abgesagt haben, kann der Diözesanpastoralrat nicht tagen. Zuvor hatte Woelki in Interviews Kritik an seiner Person zurückgewiesen.
Die NRW-Landesregierung untersagt der KHKT, angehende Priester des Erzbistums auszubilden. Sonst drohe ein Vertragsverletzungsverfahren. Dabei geht es um das Preußenkonkordat, ein Übereinkommen mit dem Vatikan über die Uni Bonn als Ausbildungsstätte für angehende Priester.
Beim Gottesdienst mit rund 2.000 Messdienern in Rom kehren rund 100 bis 150 Teilnehmende Woelki aus Protest den Rücken zu.
Das Erzbistum Köln kündigt der Geschäftsführerin der KHKT-Trägerstiftung.
: Die Kölner Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen gegen Woelki auf. Es geht um den Vorwurf, in einem Presserechtsstreit mit der “Bild” eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben zu haben.
Die Staatsanwaltschaft beginnt in einem zweiten Fall Ermittlungen gegen Woelki wegen möglicher Falschaussage.
Jürgen Kleikamp beendet seine Sprecher-Tätigkeit für das Erzbistum.
Im Presserechtsstreit gegen die “Bild”-Zeitung muss Woelki persönlich aussagen. Unter Eid führt er aus: Zwei einen Priester belastende Dokumente habe er entgegen der Darstellung der “Bild” zum Zeitpunkt von dessen Beförderung im Jahr 2017 nicht gesehen. Es geht um eine Polizeiwarnung vor einem Einsatz des Geistlichen in der Jugendarbeit sowie ein Gesprächsprotokoll mit Vorwürfen eines Mannes.
Die Staatsanwaltschaft Köln kündigt an, nun auch wegen des Verdachts des Meineids gegen Woelki zu ermitteln. Es geht um die vor Gericht gefallenen Sätze: “Die beiden Dokumente, um die es hier geht, habe ich bis heute nicht gesehen.” Und: Von dem Gesprächsprotokoll habe ihm “bis heute” niemand etwas berichtet. Ein Anzeigen-Erstatter verweist auf einen Brief Woelkis vom November 2018 an den Vatikan, in dem Woelki auf das Protokoll Bezug nimmt. Woelki kontert: Sein Schreiben beziehe sich zwar auf das Protokoll, aber ohne Details zu übernehmen.
Das Landgericht Köln verurteilt das Erzbistum Köln in einer wegweisenden Entscheidung dazu, einem früher missbrauchten Ministranten 300.000 Schmerzensgeld zu zahlen. Das Erzbistum hatte darauf verzichtet, sich auf die Einrede der Verjährung zu berufen.
Im Zuge der Meineid-Ermittlungen werden mehrere Objekte des Erzbistums durchsucht. Auch Handy und Laptop von Woelki werden vorübergehend beschlagnahmt.
Woelki reformiert die Struktur des Erzbistums: Aus 177 Seelsorgebereichen werden 67 Pastorale Einheiten.
Der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat des Erzbistums genehmigt Zuschüsse aus Kirchensteuern für die KHKT und sichert damit die Existenz der Hochschule. Damit setzt sich Woelki gegen Kritiker durch, die die Einrichtung für überflüssig halten.
Das Erzbistum weist Vorwürfe zurück, es strebe mit einem Umbau von domradio.de eine inhaltliche Neuausrichtung des Multimediasenders an.
Der Journalist und PR-Experte Wolfram Eberhardt (59) wird Woelkis neuer Sprecher und Leiter der Medienabteilung.
Das Erzbistum gibt bekannt, das oberste Beratungsgremium Woelkis, den Diözesanpastoralrat, zu verkleinern und künftig 18 Laien per Los in das Gremium aufzunehmen.
Fünf Mitglieder verlassen aus Protest das Kuratorium des Katholisch-Sozialen Instituts im Erzbistum Köln. Das Gremium sei bei der Nachbesetzung der KSI-Direktorenstelle nicht genügend einbezogen, heißt es in einem Offenen Brief.