Fast 70 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr: Das Netzwerk “Claim” erfasste 2024 in Berlin insgesamt 644 antimuslimische Übergriffe und Diskriminierungen. Überwiegend oft trifft es Frau, oft in Begleitung ihrer Kinder.
In Berlin kam es 2024 laut dem Netzwerk “Claim” zu einem sprunghaften von antimuslimischen Übergriffen und Diskriminierungen. Die am Mittwoch vorgestellte Jahresbilanz der Allianz gegen Islamfeindlichkeit und Muslimfeindlichkeit registrierte 644 Fälle, fast 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast zwei Drittel der Betroffenen sind demnach Frauen, häufig in Begleitung ihrer Kinder. Antimuslimischer Rassismus zeige sich meist in Form von Diskriminierungen (46 Prozent) und verbalen Übergriffen (40 Prozent).
Claim-Geschäftsführerin Rima Hanano sprach von alarmierenden Ergebnissen. Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober 2023 habe nicht nur der Antisemitismus deutlich zugenommen, sondern auch der antimuslimische Rassismus. Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt 2024 habe ebenfalls zu einer Dynamisierung geführt. Muslime würden unter Generalverdacht gestellt, was andere ermutige, Muslime öffentlich zu diskriminieren, so Hanano.
Antimuslimischer Rassismus sei kein Randphänomen, sondern eine strukturelle Realität in Schule, am Arbeitsplatz und bei der Polizei. 35 Prozent der erfassten Fälle fand laut Bericht im Bildungsbereich statt. “Dabei diskriminierten nicht nur Schüler, sondern auch Lehrkräfte”, sagte Hanano. Sie kritisierte, antimuslimischer Rassismus werde politisch weitgehend ignoriert. Sie appellierte an den Berliner Senat, Vorfälle besser zu erfassen und mehr unabhängige Beratungsstellen zu schaffen, damit Betroffene spezielle Hilfe bekommen könnten. Auch müsse das Berliner Neutralitätsgesetz abgeschafft werden, da es kopftuchtragende Frauen diskriminiere.
Claim warb dafür, den 1. Juli zum Gedenktag gegen antimuslimischen Rassismus zu machen – im Gedenken an die Ermordung der schwangeren Marwa El-Sherbini in einem Dresdner Landgerichtssaal am 1. Juli 2009. Sie hatte in einem Strafprozess als Zeugin ausgesagt, als der Angeklagte sie mit 18 Messerstichen tötete. Im Prozess ging es darum, dass er sie auf einem Spielplatz islamfeindlich beschimpft hatte.