Springer streicht Stellen bei Bild und schließt Regionalbüros

Der Springer Verlag streicht hunderte Stellen bei der Bild-Zeitung. Betroffen sind vor allem kleine Regionalbüros. Deutliche Kritik kommt von Journalistenverbänden.

Keine Ente: Bild streicht hunderte Stellen
Keine Ente: Bild streicht hunderte StellenImago / Biky

Der Springer Verlag streicht hunderte Stellen bei der Bild-Zeitung und schließt einen Teil seiner Regionalbüros. Betroffen sind Mitarbeiter in einer „niedrigen dreistelligen Zahl“, wie Axel Springer nach Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Berlin mitteilte. Nach epd-Informationen geht es um rund 200 Stellen in Redaktion, Verlag und Vermarktung der Bild-Zeitung. Die Mitarbeiter sind am Montagvormittag per E-Mail über die Entwicklungen von der Chefredaktion informiert worden. Die Deutsche Journalistinnen- und Journalistenunion kritisierte die geplanten Schritte.

In der E-Mail, die dem epd vorliegt, heißt es, dass die neue Aufstellung bis zum 1. Januar 2024 umgesetzt werden soll. Die Schritte stellten den „Aufbruch von ‚Bild‘ zu einem rein digitalen Medium, im Bund wie in den Regionen“ dar.

Künstliche Intelligenz macht das Layout

Das Konzept der Regionalausgaben für Bild bleibe grundsätzlich bestehen. Man reduziere von derzeit 18 Regionalausgaben auf zwölf, mit weiterhin 17 regionalen werblichen Belegungseinheiten. Veränderungen ergäben sich bei den Ausgaben Leipzig, Dresden, Chemnitz, Düsseldorf, Köln, Nürnberg und Saarland.  Der Regio Papier-Umfang solle dann überall eine Seite Lokales plus eine Seite Lokalsport sein. Weil das Layout standardisiert werde und nach und nach Künstliche Intelligenz (KI) zur Anwendung komme, solle hier sukzessive der Großteil der Arbeitsplätze in der Produktion abgebaut werden.

Zudem würden kleine Standorte zum 31. Dezember 2023 geschlossen. „Aktuell gehen wir davon aus, dass die großen Standorte (Hamburg, Leipzig, Essen, Frankfurt und München) erhalten bleiben. Wir behalten uns aber die wirtschaftliche Optimierung von Flächen vor“, hieß es in der E-Mail.

„Entlassungen für Rendite“

Die neuen Entwicklungen schließen den Angaben zufolge auch Kündigungen nicht aus. „Wir müssen uns damit leider auch von Kollegen trennen, die Aufgaben haben, die in der digitalen Welt durch KI und/oder Prozesse ersetzt werden oder sich in dieser neuen Aufstellung mit ihren derzeitigen Fähigkeiten nicht wiederfinden“, hieß es in dem Brief. Zudem solle die Führungsebene stark verschlankt werden. Zugleich entfielen einige Rollen: So könnte KI schon bald das Layouten der gedruckten Zeitung komplett übernehmen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden.

Christoph Schmitz, Mitglied des Bundesvorstands der Deutschen Journalistinnen- und Journalistenunion (dju in ver.di) und zuständig für Medien, kritisierte die Ankündigungen scharf. Redakteure und Medienschaffende sollten die Bild-Redaktionen verlassen, damit die Rendite-Erwartung in zweistelliger Höhe gewährleistet werde. Diese Entscheidungen zeigten absolut keine verlegerische Perspektive. „Digitaler Journalismus braucht mit den zunehmenden Verbreitungswegen mehr Kolleginnen und Kollegen in den Redaktionen.“ Der Einsatz von KI könne nicht die „menschliche Kreativität, Einordnung von Recherchen und publizistische Verantwortung übernehmen, für die Journalistinnen und Journalisten stehen“, warnte Schmitz.

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hatte im Februar in einem Schreiben an die Belegschaft deutliche Einsparungen und einen Stellenabbau angekündigt. Ziel sei, in den kommenden drei Jahren das Ergebnis um rund 100 Millionen Euro durch Umsatzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu verbessern, teilte das Unternehmen Ende Februar mit.