Sommersonnenwende: Am Donnerstag ist der längste Tag des Jahres

Johannisfeuer, Kräuterwanderungen und feuchtfröhliche Feiern: Der Tag der Sommersonnenwende wird schon seit Jahrtausenden begangen. Ab Donnerstag werden die Tage wieder kürzer.

Die Sommersonnenwende hatte viele kulturelle Bedeutungen
Die Sommersonnenwende hatte viele kulturelle BedeutungenImago / Depositphotos

“Von nun an ging’s bergab…”, sang einst Hildegard Knef. Sie bezog das ironisch auf ihr künstlerisches Leben. Doch lässt sich dieser Titel gut auf den Tag der Sommersonnenwende beziehen, der in diesem Jahr am 20. Juni und damit am Donnerstag ansteht.

Sonnenaufgang 5.18 Uhr, Sonnenuntergang 21.48 Uhr: Der längste Tag des Jahres dauert, jedenfalls in Bonn, 16,5 Stunden. In Kiel geht die Sonne bereits um 4:45 Uhr auf und und 21.58 Uhr unter – das macht eine Tageslänge von 17 Stunden und rund 13 Minuten. Noch unmerklich zunächst, werden die Tage dann wieder kürzer. Ende des Monats ist die Tageslänge schon um vier Minuten geschrumpft.

Am 20. Juni um 22.50 Uhr: Sonne steht am Wendekreis des Krebses

Am 20. Juni genau um 22.50 Uhr erreicht die Sonne den nördlichen Gipfel ihrer Jahresbahn. Sie steht dann genau senkrecht über dem nördlichen Wendekreis. Diese auch als Wendekreis des Krebses bezeichnete Position liegt bei 23° 26′ nördlicher Breite, also auf Höhe der Sahara.

die mehr als 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt, die erst Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurde
die mehr als 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt, die erst Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurdeImago / Max Gaertner

Verantwortlich für die Jahreszeiten und die unterschiedlichen Tageslängen ist, dass die Drehachse der Erde schief zur Sonne steht. Dadurch verschiebt sich die Sonnenposition von Tag zu Tag. Am Mittsommertag neigt sich die Erdachse genau auf die Sonne zu.

Bewohner der Nordhalbkugel freuen sich über den Beginn der wärmsten Jahreszeit. Das liegt daran, dass den nördlichen Teil des Globus dann viel mehr Sonnenenergie erreicht. Die Atmosphäre und die Erdoberfläche dort wärmen im Laufe des Sommers immer weiter auf.

Sonnwendtage: mit Festen und Feuern gegen böse Dämonen

Sonnwendtage sind wohl die ältesten Feiertage überhaupt. Mit Festen und Feuern sollten böse Dämonen, Geister und Krankheiten vertrieben werden; das Licht und die Wärme wurden gefeiert, eine gute Ernte erhofft.

Ausgrabungen und alte Bauwerke zeigen, dass Menschen schon vor mehreren Tausend Jahren die Sommer- und parallel dazu die Wintersonnenwende genau zu berechnen versuchten. Etwa die mehr als 7.000 Jahre alte Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt, die erst Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurde: Die Tore und Wege zu der Anlage sind auf jene Punkte am Horizont ausgerichtet, an denen damals die Sonne zur Wintersonnenwende auf- und unterging.

Bei dem mehr als eineinhalb Jahrtausende jüngeren Stonehenge in England scheint dagegen die Sommersonnenwende die Hauptrolle gespielt zu haben. Das hufeisenförmige Ensemble von Steintoren im Zentrum, das etwa zur selben Zeit entstand wie die großen Pyramiden in Ägypten, wies auf den Sonnenaufgang am Mittsommertag.

Auch die christliche Kirche beging die Sonnenwende, deutete die heidnischen Bräuche aber um. Der 24. Juni ist das Hochfest der Geburt des Täufers Johannes und liegt damit genau ein halbes Jahr vor dem Fest der Geburt Jesu. Schon im späten Mittelalter wurden Johannisfeuer aufgeschichtet, Gottesdienste und Feste um das Feuer gefeiert.

Manche Kirche fängt die Sonnenstrahlen zur Sommersonnenwende auch gezielt ein: In der Klosterkirche in Maulbronn etwa fallen die Sonnenstrahlen, wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreicht, durch eines der roten Glasfenster. Sie treffen die Dornenkrone der Christusfigur am Kreuz – es wirkt, als ob sie blutet.

Nazis missbrauchten Sommersonnenwende

Allerdings wird die Sommersonnenwende in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch vereinzelt gefeiert, weil die Nazis das Fest missbrauchten. SS-Chef Heinrich Himmler legte besonderen Wert auf die Pflege vermeintlich germanischer Bräuche und wollte dadurch christliche Feste verdrängen.

Extern stones at  Horn-Bad Mainberg
Extern stones at Horn-Bad MainbergIMAGO/Panthermedia

Immer noch wird die Sonnenwende im Lippischen in Nordrhein-Westfalen begangen. Im Mittelpunkt: die Externsteine bei Detmold, die auch als Stonehenge des Teutoburger Waldes bezeichnet werden. Esoteriker, Alt-Hippies und junges Publikum, das Party machen will, pilgern zu den mystischen 13 Sandsteinfelsen, die bis zu 40 Meter in den Himmel ragen.

Viel verwurzelter ist das Fest in Schweden; dort ist die Sommersonnenwende ein offizieller Feiertag, der immer am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni begangen wird, in diesem Jahr also am 22. Juni. Auch die übrigen skandinavischen Länder und das Baltikum sind in der kommenden Woche in Feierstimmung. Denn je nördlicher man kommt, desto länger bleibt im Sommer die Sonne am Himmel. Am norwegischen Nordkap leuchtet die Sonne selbst um Mitternacht noch als Mitternachtssonne über dem Nordhorizont.