Seniorenverbände fordern „Neukonzeption des Pflegesystems“

Gerade hat der Bundestag die Pflegereform beschlossen. Der Arbeitsgemeinschaft der Seniorenverbände nennt die Reform „kleinteilig“ – und fordert einen radikalen Ansatz.

An der Pflegereform üben Seniorenverbände Kritik
An der Pflegereform üben Seniorenverbände KritikImago / Photothek

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) fordert eine grundlegende Neukonzeption des Pflegesystems. Knapp drei Jahrzehnte nach Einführung der Pflegeversicherung stehe das „bestehende System der Pflege am Scheideweg“, erklärte der Dachverband in Bonn. „Kleinteilige Reformen“ wie das jetzt beschlossene Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz lösten die wesentlichen Probleme in der Pflege nicht. In dem Positionspapier „Sorge und Pflege: Neue Strukturen in kommunaler Verantwortung“ spricht sich die Arbeitsgemeinschaft deshalb dafür aus, den Kommunen die Verantwortung für die Versorgung von Hilfs- und Pflegebedürftigen zu übergeben.

Nach Ansicht der Bundesarbeitsgemeinschaft muss es Aufgabe der Kommunen sein, bedarfsgerechte Angebote für Sorge und Pflege sicherzustellen und Akteure zu vernetzen. Der Dachverband verlangt zudem die verpflichtende Einführung eines „Case- und Care-Managements“, das die Unterstützungsbedarfe älterer Menschen ermittelt und individuelle Hilfepläne entwickelt.

„Kein Flickwerk mehr“

„Die Bagso appelliert an die Politik, endlich mit dem Flickwerk an der Pflege aufzuhören. Pflegebedürftige brauchen jetzt und in Zukunft eine verlässliche Versorgung“, sagte die Bagso-Vorsitzende Regina Görner. Die Versorgung könne nur vor Ort, in den Kommunen, bedarfsgerecht organisiert werden. „Kommunen brauchen dafür einen gesetzlichen Auftrag und eine angemessene Finanzierung“, betonte sie.

In ihrem Positionspapier legt die Bundesarbeitsgemeinschaft zudem Vorschläge vor, wie die professionelle Pflege gestärkt und pflegende Angehörige besser entlastet werden können. Sie fordert, Pflege dauerhaft bezahlbar zu machen und soziale Ungleichheit abzubauen. Gute Rahmenbedingungen für ein gesundes Altern seien wichtig, um Krankheit und Pflegebedürftigkeit so lange wie möglich zu vermeiden.