Schwarze Komödie „Echo“ als TV-Premiere im Ersten

Schwarze Komödie über eine traumatisierte Polizistin, die in der deutschen Provinz auf Moorleichen und Weltkriegsbomben stößt.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Die Polizistin Saskia Harder (Valery Tscheplanowa) war als Ausbilderin in Afghanistan stationiert, wo sie nur knapp einem Bombenattentat entkam. Seitdem ist sie traumatisiert. Dennoch will sie in Deutschland schnell wieder in den Dienst zurück; das ist besser als nichts zu tun. Prompt beordert man sie in das niedersächsische Städtchen Friedland, wo sie die Identität einer Moorleiche aufklären soll.

Doch die landschaftliche Idylle vor Ort trügt. Schon der Weg zur Leiche entpuppt sich als schwierig, weil die Dunkelheit, das unwegsame Gelände und der Naturschutz den Zugang erschweren. Die Konfrontation mit dem mumifizierten Kadaver stürzt Harder in heillose Konfusion. In Gedanken erlebt sie die Bombenexplosion immer wieder neu. Dennoch gibt sie nicht auf. Allerdings stößt sie bei ihren Nachforschungen unter den Einwohnern auf wenig Kooperation. Offenbar haben manche von ihnen etwas zu verschweigen. Außerdem gibt es Bombenalarm. Ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg droht bei der Entschärfung alles in die Luft zu jagen. Eine komplette Evakuierung des Ortes steht an.

Die mit leichter Hand inszenierte schwarze Komödie von Mareike Wegener von 2022 verhandelt ernste Themen mit sarkastischem Humor und schwingt sich mitunter in surreale Höhen auf. Skurrilität ist dabei nicht Selbstzweck, sondern bestimmt durchgängig den Erzählton und die Musik eines Films, der zwischen lakonischem Humor und ernsten Themen balanciert. Dabei geht es um aktuelle seelische Erschütterungen wie auch um die Verdrängung historischer Schuld, die sich nicht auf ewig verdrängen lässt.

Die Polizistin Saskia Harder (Valery Tscheplanowa) gerät vom Regen in die Traufe. Als Ausbilderin war sie in Afghanistan stationiert, wo sie nur knapp ein Bombenattentat überlebte. Seitdem ist sie traumatisiert. Dennoch will sie, zurück in Deutschland, den Dienst wieder aufnehmen. Prompt wird sie in das niedersächsische Städtchen Friedland beordert, wo sie die Identität einer Moorleiche aufklären soll.

Doch die landschaftliche Idylle trügt. Schon der Weg zur Leiche entwickelt sich schwieriger als erwartet, weil die Dunkelheit, das unwegsame Gelände und der Naturschutz den Zugang erschweren.

Als die Afghanistan-Veteranin mit der mumifizierten Leiche konfrontiert wird, kommt das Trauma wieder hoch. Sie erleidet Panikanfälle und erlebt in Gedanken noch einmal die Explosion. Zudem bleibt die Frage: Wer war die zur Moorleiche entstellte Person? Fiel sie einem Verbrechen zum Opfer?

Im Gespräch mit den Einwohnern stößt Harder auf wenig Kooperation. Offenbar haben manche etwas zu verschweigen. Außerdem gibt es bald auch noch Bombenalarm: Ein Blindgänger der Alliierten aus dem Zweiten Weltkrieg lag jahrzehntelang unentdeckt im Schlossteich. Nun droht alles in die Luft zu fliegen; eine Evakuierung des Ortes steht an.

Was sich zunächst nach schwerer Kost anhört, wird von Regisseurin Mareike Wegener mit leichter Hand inszeniert. Der Film entpuppt sich als schwarze Komödie, die mit allerlei (scheinbar) hinterwäldlerischen, überforderten, melancholischen, aber auch recht gerissenen Figuren aufwartet. Deren Zusammenspiel mit der immer wieder irrational und unvorhersehbar agierenden Polizistin ergibt allerlei subtile Situationskomik. Niemand spielt mit offenen Karten, keiner will mit der Sprache heraus. Doch die Ermittlerin bekommt schnell heraus, dass in dem Ort über Jahre hinweg mehrere Kinder verschwunden sind, deren Verbleib nie aufgeklärt wurde.

Hat das Moor sie verschlungen oder half jemand nach? Bei ihren Erkundungen stößt Harder auf eine weitere Art von Trauma. Hier leiden Familien an quälender Ungewissheit, an dem Schmerz, keinen Abschied nehmen und Kinder nicht begraben zu können. Das Moor und der Schlossgraben sind deshalb auch symbolisch zu verstehen. Das Moor steht für einen Sumpf aus Vertuschung. Es birgt noch andere Leichen, aus finsteren, aber nicht allzu fernen Zeiten im Zweiten Weltkrieg. Der Fund im Schlossgraben dagegen droht, das Lügengerüst, das sich über Jahrzehnte verfestigt hat, zu sprengen, belebt aber gleichzeitig Saskias Trauma wieder.

Auf Aufklärung darf man in „Echo“ nicht hoffen. Die Protagonistin und ihre Gegenspieler bedienen sich einer ähnlichen Technik: Sie verdrängen und sind an einer Auseinandersetzung nicht wirklich interessiert – weder die Polizistin an der Aufarbeitung ihres Traumas noch die Bürger an einer Aufarbeitung der Historie, die ihre Familien belasten könnte.

Symbolik entsteht auch durch ein Gemälde des Schlossherrn von Hüning, das die Verdammung der mythologischen Figur Echo zum Thema hat. Die Bergnymphe wurde von der Göttin Hera bestraft, indem sie ihr lediglich die Fähigkeit ließ, an sie gerichtete Worte zu wiederholen. Insofern wirkt auch der Papagei des undurchsichtigen Adeligen, dessen Tochter im Kindesalter verschwand, nicht nur putzig, sondern spiegelt mit den wenigen, sinnfreien Sätzen seines Repertoires auch die für den Ort typischen Echos wider. Es sind sich wiederholende Aussagen, die Kommunikation behindern, nicht fördern.

Skurrilität ist in „Echo“ aber nicht Selbstzweck, sondern bestimmt den Erzählton dieses leicht anarchischen Werks, das die Balance zwischen lakonischem Humor und ernsten Themen halten kann. Auch die Darstellerriege um Valery Tscheplanowa, Ursula Werner als Moormeisterin, Andreas Döhler als Dorfpolizist und Felix Römer als Schlossherr schafft es, nicht zu sehr zu übertreiben und doch Gefühle wie Überforderung, Fatalismus oder Selbstgerechtigkeit zu transportieren.

Diese für deutsche Verhältnisse erstaunlich leichtfüßige Komödie reflektiert darüber, dass sich angestaute Gefühle wie Schuld und Angst nicht ewig vertuschen lassen, und schafft eine Brücke zwischen Krieg und Frieden, Vergangenheit und Gegenwart.