Schlagabtausch im Düsseldorfer Landtag über Zukunft der Pflege

Im Düsseldorfer Landtag hat das Parlament am Freitag in einer Aktuellen Stunde über die Zukunft und den Stand der Pflege in Nordrhein-Westfalen debattiert. Während die schwarz-grüne Landesregierung die jüngsten Zuwächse bei den Ausbildungszahlen hervorhob, warnten SPD und FDP vor langfristigen Engpässen.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte, der Pflegeberuf sei nicht zuletzt auch durch bessere Bezahlung attraktiver geworden: „Wir haben eine Menge erreicht.“ Dennoch seien die Herausforderungen nach wie vor groß, räumte er ein. Vor allem die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sei immer noch ein Problem, da rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut würden.

Die Nachfrage nach Pflegekräften lasse sich nicht allein über ausgebildete Fachkräfte lösen, erklärte der Minister. Ohne osteuropäische Betreuungskräfte wäre das System schon jetzt „nicht mehr handlungsfähig“. Deshalb sei es sehr wichtig, dass Menschen mit ausländischen Wurzeln nach NRW kämen und dort auch willkommen geheißen würden, sagte Laumann an die Adresse der AfD-Fraktion im Landtag.

Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes (IT.NRW) wurden im Vorjahr 14.937 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das ist gegenüber 2022 ein Plus von 4,5 Prozent. Dabei starteten überdurchschnittlich viele Männer eine Ausbildung zur Pflegefachkraft – mit einem Zuwachs von 9,7 Prozent auf 4.320. Bei den Frauen, die die große Mehrheit von drei Vierteln in dieser Berufsgruppe stellen, wurden 10.617 neue Auszubildende registriert. Das waren im Jahresvergleich 2,5 Prozent mehr.

Der SPD-Abgeordnete Thorsten Klute sieht den Zuwachs als zu gering. In den kommenden zehn Jahren gingen rund 500.000 Pflegekräfte in Rente, deren Ersatz mit den aktuellen Ausbildungszahlen nicht gewährleistet sei, erklärte er. Zugleich werde die Zahl der Pflegeanträge weiter zunehmen, allein seit 2020 belaufe sich hier das Plus bereits auf 29 Prozent: „Pflege wird eine der größten sozialen Aufgaben“, unterstrich Klute. Notwendig seien jetzt mehr Investitionen in Pflegeschulen und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Pflegeberufsabschlüssen.

Auch Susanne Schneider von der FDP sieht „noch keinen Grund für Erleichterung“. Trotz der jüngsten Zuwächse bei der Ausbildung seien die Zahlen aus dem Jahr 2021 noch nicht wieder erreicht worden, bemängelte sie. Schneider forderte eine Ausweitung der Möglichkeiten für Teilzeit in der Pflege sowie eine „Offensive“ bei Digitalisierung und Innovation, um die Rahmenbedingungen zu stärken.

Der Grünen-Abgeordnete Mehrdad Mostofizadeh hielt dagegen, NRW sei gut aufgestellt. Der Nettolohn in der Pflege liege um 20 Prozent über dem Durchschnitt, erklärte er. Zudem sei NRW bei der Pflege-Ausbildung im Vergleich mit den anderen Flächenländern führend.