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Scharfe Kritik aus Württemberg an EKD-Friedensdenkschrift

Mit einer vierseitigen Stellungnahme hat die „Initiative Christlicher Friedensruf“ auf die Veröffentlichung der EKD-Denkschrift „Welt in Unordnung – gerechter Friede im Blick“ am Montag reagiert. Die EKD-Denkschrift verenge das von Jesus Christus vertretene Prinzip der Gewaltfreiheit und dränge nicht-militärische und gewaltfreie Perspektiven an den Rand, heißt es in der ebenfalls am Montag veröffentlichten Stellungnahme. Gewaltfreie Friedensarbeit werde in der EKD-Denkschrift unterschätzt.

Die EKD-Denkschrift betont den ethischen Vorrang des Gewaltverzichts, er bilde den „Kern evangelischer Friedensethik“. Allerdings hält sie den Gewaltverzicht nicht in jeder Lage für zwingend. Da die Welt unerlöst sei und Menschen ein „Potenzial zur Zerstörung“ hätten, könne zur Durchsetzung des Rechts und zum Schutz vor Gewalt Gegengewalt nötig sein.

Auch gut gemeinte militärische Gegengewalt sei jedoch für Mensch, Tier und Ökosphäre zerstörerisch, kritisierte die „Initiative Christlicher Friedensruf“. „Jeder Krieg produziert Tote, Verstümmelte, zerrissene Familien, Vertriebene, Traumatisierte, Hass und Gewaltbereitschaft – auch wo er im Sinne der Denkschrift ethisch gerechtfertigt ist“, heißt es in der Stellungnahme. Die „Initiative Christlicher Friedensruf“ wird stark von Pfarrerinnen, Pfarrern und Ehrenamtlichen aus Württemberg getragen. Sie hatte im Mai das „Ökumenische Friedenszentrum“ parallel zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover organisiert.

Leider, so die weitere Kritik, folge die Denkschrift einer eurozentrischen Weltsicht und der westlichen Deutung. Statt kritiklos den Narrativen von NATO, EU und Bundesregierung zu folgen, müssten etwa beim Ukraine-Konflikt auch kritische Stimmen zu Wort kommen. Das Völkerrecht und die Menschenrechte würden nicht nur durch Russland, sondern auch durch die auf globale Hegemonie ausgerichtete Politik der USA und ihrer Verbündeten verletzt. Der Irakkrieg und militärische Interventionen, Regime-Change-Operationen und Sanktionen der USA und ihrer Verbündeten hätten Millionen Menschen das Leben gekostet.

Aufrüstung töte auch ohne Krieg. Rüstung vernichte Ressourcen, die für soziale und ökologische Nachhaltigkeit dringend gebraucht würden. Der mit Aufrüstung verbundene Sozialabbau gefährde den gesellschaftlichen Frieden, zudem verursache das Militär enorme ökologische Schäden. „Aufgabe der Kirche ist es, auf Friedensfähigkeit statt auf Kriegstüchtigkeit der Gesellschaft hinzuarbeiten“, heißt es in der Stellungnahme. (2860/10.11.2025)