Rosenstraßen-Denkmal antisemitisch beschmiert
„Juden begehen Völkermord“ und „Freies Palästina“: In Berlin ist das Denkmal zur Erinnerung an die Rosenstraßen-Proteste von 1943 mit antisemitischen Parolen beschmiert worden.
In Berlin ist das Denkmal zur Erinnerung an die Rosenstraßen-Proteste von 1943 mit antisemitischen Parolen beschmiert worden. Wie die Polizei mitteilte, wurde großflächig in englischer Sprache „Juden begehen Völkermord“ und „Freies Palästina“ („Jews are committing Genocide“, „Free Palestine“) darauf geschrieben. Eine Passantin hatte die Polizei am Mittwochnachmittag auf die Sachbeschädigung aufmerksam gemacht. Die Polizei habe daraufhin die Unkenntlichmachung der Parolen veranlasst, hieß es.
Israelitische Synagogen-Gemeinde schockiert über Schändung des Denkmals
Die 1995 errichtete Skulpturengruppe „Block der Frauen“ der Künstlerin Ingeborg Hunzinger erinnert an den Protest nicht-jüdischer Frauen gegen die Verhaftung ihrer jüdischen Ehemänner in der NS-Zeit. Die Israelitische Synagogen-Gemeinde Adass Jisroel sprach von einer Schändung des Denkmals und von Schande. „Für Juden in Berlin scheint es heute keine Ruhe, keine Sympathie, keine Sicherheit mehr zu geben“, heißt es in der einer Pressemitteilung. Der Aufstand der Anständigen bleibe aus.
Bischof Christian Stäblein: “Überschreitet ein weiteres Mal das Vorstellbare”
Auch Bischof Christian Stäblein hat die Beschmierung des Denkmals scharf kritisiert. „Dass dieses Symbol für Mut und Menschlichkeit Ziel von Hass und Hetze geworden ist, überschreitet ein weiteres Mal das Vorstellbare“, erklärte er. „In einer Zeit, in der antisemitische Vorfälle zunehmen, dürfen wir nicht schweigen, sondern müssen es immer wieder laut und vernehmbar sagen: Antisemitismus hat keinen Platz in unserer Gesellschaft!“ Stäblein sprach von einer Schändung, die schockierend und unerträglich sei.
Am 27. Februar 1943 waren im Zuge der sogenannten „Fabrik-Aktion“ der Nationalsozialisten tausende jüdische Zwangsarbeiter verhaftet worden. Sie sollten in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert werden. Die Verhafteten wurden unter anderem im ehemaligen Wohlfahrtsamt der jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße interniert. Durch den tagelangen Protest der Ehefrauen vor dem Gebäude entgingen die Verhafteten zunächst der Deportation. Die Ereignisse gelten als einer der wenigen öffentlichen Proteste gegen das NS-Regime.