Scholz, Putin, Trump, AfD: Narren nehmen alle aufs Korn

Im Düsseldorfer Rosenmontagszug gibt es Kritik an der palästinensischen Terrororganisation Hamas. Im Kölner „Zoch“ läuft erstmals NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mit.

 "Kanzler Hohlaf Scholz" mit Loch statt Gehirn
"Kanzler Hohlaf Scholz" mit Loch statt Gehirnepd-bild / Hans-Juergen Bauer

Der Bundeskanzler als „Hohlaf Scholz“ mit einem Riesenloch anstelle des Gehirns im Kopf, Putins andauernder Angriffskrieg in der Ukraine, Ex-US-Präsident Donald Trump, der die amerikanische Flagge in die Form des Hakenkreuzes geschnippelt hat, und die rechtsradikale AfD als brauner Piranha, der von einem riesigen, friedlich-bunten Fisch mit dem Satz „Wir sind mehr“ verschluckt wird. Das sind vier der bissigsten und politisch aktuellen Wagen beim diesjährigen Rosenmontagszug in Düsseldorf, die von den Narren am Straßenrand vielfach mit Applaus begrüßt wurden.

Die politischen Wagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug stammen von dem bekannten Wagenbauer Jacques Tilly. Die AfD taucht auch auf einem zweiten Wagen auf. Ein kostümierter Narr reißt ihr da eine Maske vom Gesicht, hinter der eine tiefbraune Fratze sichtbar wird, die an NS-Diktator Adolf Hitler erinnert. Auf dem Wagen „From Russia with Love“ ist ein russisch-orthodoxer Kirchenmann zu sehen, der seinen Mund gegen den Schritt einer Putin-Figur in Militäruniform presst.

„Toleranzwagen“ von Muslimen, Juden und Christen

Tilly hat auch den seit fast vier Monaten andauernden Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas im Gaza-Streifen nicht außen vor gelassen: Ein schwer bewaffneter Hamas-Kämpfer schiebt breit grinsend einen alten palästinensischen Mann und eine junge Frau mit zwei kleinen Kindern vor einen israelischen Panzer. Auch Medienkritik ist Teil des Zugs: So wird auf einem Wagen ein Medienvertreter mit Kamera gezeigt, der sein Augenmerk auf die Kriege in der Welt richtet und darüber den brennenden Klimawandel und seine Ursachen übersieht. Dieser klopft ihm von hinten auf die Schulter. Außerdem ist erstmals seit 2020 wieder ein „Toleranzwagen“ von Muslimen, Juden und Christen Teil des Zugs.

Ein kostümierter Narr reißt einer AfD-Figur eine Maske vom Gesicht, hinter der eine tiefbraune Fratze sichtbar wird, die an Hitler erinnert
Ein kostümierter Narr reißt einer AfD-Figur eine Maske vom Gesicht, hinter der eine tiefbraune Fratze sichtbar wird, die an Hitler erinnertepd-bild / Hans-Juergen Bauer

In Köln ziehen gut 11.500 Teilnehmende im jecken „Zoch“ durch die Innenstadt. Mit dabei in der 8,5 Kilometer langen Zugstrecke ist auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU). Mit NRW-Hut und Narrenmontur läuft er bei der KG Rocholomäus mit und wirft Kamelle und „Strüßjer“ (Blumensträuße) ins Publikum. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist nicht live dabei, dafür zieht er auf einem Wagen wegen seiner oft zu zögerlichen Politik als vor sich hin dämmerndes Faultier auf dem Ast eines Baumes mit. Kreml-Chef Putin ist in Köln mit einer Atombombe in den Händen und Brett vorm Kopf dabei, hinter ihm stehen die Repräsentanten Chinas und des Iran und vervollständigen das Despoten-Trio.

Polizei zeigt sich bisher „sehr zufrieden“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) dagegen zertrümmert als Elefant mit ihrer „wertorientierten Außenpolitik“ im Porzellanladen einige Vasen. Der Kölner Kardinal und Erzbischof Rainer Maria Woelki wird unter dem Titel „Trauerspiel“ mit verdeckten Augen bei der Studie von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche gezeigt. Und auch die AfD wird auf die Schippe genommen. Aus einem riesigen braunen Sumpf unterhalb eines nackten Hinterns strecken mehrere Rechtsextreme ihre Arme zum verbotenen Hitlergruß. Das berühmte Zitat von Goethes „Götz von Berlichingen“ ist daneben zu lesen: „…Sag ihm, er könne mich am Arsche lecken.“

Die Stimmung unter den Hunderttausenden bunt kostümierten kleinen und großen Karnevalsfans in Düsseldorf und Köln ist ausgelassen. Neben reichlich Kamelle – alleine in Köln werden rund 300 Tonnen Süßigkeiten geworfen -, kleine Blumensträußen und vielen weiteren Präsenten, waren dafür auch die Temperaturen angenehm. Auch die Polizei, die alleine in Köln Rosenmontagszug mit rund 2.000 Beamtinnen und Beamten sicherte, zeigte sich am Mittag „sehr zufrieden“ mit dem bisherigen Verlauf des karnevalistischen Höhepunktes.