Die Evangelische Kirche im Rheinland will in den kommenden Jahren mehr als ein Fünftel ihrer Ausgaben kürzen, um „kirchliche Arbeit perspektivisch zu sichern und zukunftsorientiert auszurichten“. Im landeskirchlichen Haushalt sollen mindestens 33 Millionen Euro eingespart werden, wie aus einer Beschlussvorlage für die Anfang Februar in Bonn tagende Landessynode hervorgeht. Das sind rund 22 Prozent auf Basis des Kirchensteueraufkommens von 2023. „Wir müssen umsteuern und unsere ganze Finanzstrategie neu aufstellen“, sagte Finanzchef Henning Boecker am Dienstag in Düsseldorf und verwies auf ein strukturelles Defizit.
Während der Haushalt 2024 noch ausgeglichen war, müssten in diesem Jahr rund acht Millionen Euro und 2026 bereits gut 18 Millionen Euro aus Rücklagen entnommen werden, um den Etat auszugleichen, rechnete Boecker vor. Hintergrund seien vor allem gestiegene Personalkosten durch die Tarifsteigerung von 3,5 Prozent für diese beiden Jahre. Für 2030 wird ohne Gegensteuern mit einem Defizit von 26 Millionen Euro kalkuliert. Die Ausgaben sollen um diese Summe sowie einen Risikopuffer von 3,4 Millionen Euro und ein freies „strategisches Budget“ von 3,5 Millionen Euro für Umbau und Investitionen gekürzt werden – insgesamt 33 Millionen Euro.
Zwischenziele sind Einsparungen von sieben Millionen Euro bereits 2026 und ein ausgeglichener Haushaltsplan für 2029. Langfristig wird damit gerechnet, dass in 35 Jahren nur noch knapp 30 Prozent der heutigen finanziellen Ressourcen zur Verfügung stehen.
Alle Aufwandspositionen des landeskirchlichen Haushalts sollten bis zur Landessynode 2026 auf den Prüfstand gestellt werden, hieß es. „Die zu treffenden Entscheidungen und Maßnahmen werden dazu führen, dass Arbeitsfelder der landeskirchlichen Ebene aufgegeben, zurückgebaut oder in Art und Umfang neu aufgestellt werden.“ Es sei aber auch zu fragen, was neue Themen und Aufgaben seien und „wohin wir uns entwickeln wollen“, sagte Boecker.
Nach den Worten von Präses Thorsten Latzel Fall wird es „eine Veränderung auf allen kirchlichen Ebenen“ geben. Auch unter den 20 Landeskirchen in Deutschland müsse stärker zusammengearbeitet werden. Wichtig sei, „strategische theologische Überlegungen und Finanzperspektiven ganz eng zusammenzuhalten“. Die rheinische Kirche wolle sich am Sozialraum orientieren, Menschen in ihrem Lebenslauf begleiten und „flexibel in den Formen“ sein. „Wir sind Kirche in einem tiefgreifenden Transformationsprozess von einer kulturgestützten, staatsanalogen Volkskirche hin zu einer geistlich profilierten, weltoffenen Kirche“, sagte der Theologe.
Die rheinische Kirche ist mit ihren rund 2,1 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Ihr oberstes Organ, die Landessynode, kommt vom 2. bis 7. Februar in Bonn zu ihrer Jahrestagung zusammen.