Religionsgemeinschaften bestürzt über Erfolge der AfD

Nach dem Erfolg der rechtskonservativen AfD bei den Landtagswahlen sind Kirchen und Zentralrat der Juden entsetzt. Der hannoversche Landesbischof Meister sagt: „Für mich als Christ ist eine Grenze erreicht“.

Die Landtagswahlen brachten einen Rechtsruck
Die Landtagswahlen brachten einen RechtsruckGabi Eder / Pixelio

Christliche und jüdische Vertreter haben sich nach den Landtagswahlen in drei Bundesländern entsetzt über das gute Abschneiden der AfD geäußert. Die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann sagte, die AfD werde nun ihre Politik- und Demokratiefähigkeit in der parlamentarischen Arbeit unter Beweis stellen müssen, "anstatt mit einfachen Parolen zu polarisieren und Ängste zu verstärken".
Besorgnis äußerte auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister, wo im September Kommunalwahlen anstehen. Wenn er "menschenverachtende, ausgrenzende, rassistische, antijudaistische, demokratiefeindliche Äußerungen höre" oder die freie Meinungsäußerung begrenzt werden solle, "dann ist für mich als Christ eine klare Grenze erreicht", sagte er.

Oldenburger Bischof: AfD schürt Feindbilder

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen hat der AfD vorgeworfen, Feindbilder zu schüren. "Die von der AfD verbreitete Fremdenfeindlichkeit ist nicht mit dem christlichen Glauben vereinbar", sagte der Theologe. Die AfD sei eine Protestbewegung mit völlig unklaren Werten, sagte Janssen. "Auf keinen Fall ist sie die Anwältin der Ängste." Wer seine Befürchtungen und Ängste gegenüber den Flüchtlingen abbauen wolle, solle die Flüchtlingscafés in den Kirchengemeinden besuchen und mit den Menschen direkt sprechen: "Angst hat nur der, der sich verkriecht."
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, teilte mit, er sei erschrocken über die große Zahl von Menschen im Land, die offenbar den Eindruck hätten, dass sie nicht gehört und verstanden würden. Der Magdeburger katholische Bischof Gerhard Feige betonte, die anstehenden Probleme ließen sich nur mit Herz und Verstand, nicht aber mit Wut und Hass lösen.
Die Partei hatte in allen drei Ländern zweistellige Ergebnisse erzielt. In Sachsen-Anhalt entschied sich fast jeder vierte Wähle für die AfD. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sprach von einer "rechtspopulistischen Protestpartei" und betonte zugleich, die "überragende Mehrheit der Deutschen" wolle schutzsuchenden Menschen auch weiterhin Hilfe zukommen lassen. Eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise, eine entschlossene Integrationspolitik und schnelle Asylverfahren seien "das beste Mittel gegen rechtsextreme Stimmungsmache in unserem Land".

Ein einziger positiver Aspekt

Der Präsident des Zentralrates der Juden, Josef Schuster, sprach von einem "erschreckenden Rechtsruck der Gesellschaft" und sagte der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine": "Gemeinsam müssen wir uns gegen die Ausgrenzung und Abwertung von Minderheiten in unserem Land wehren."  Die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, sagte, die AfD habe sich "bewusst jenseits der Grenzen des freiheitlich-demokratischen Spektrums begeben".
Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer forderte von der AfD ein klares Bekenntnis zu demokratischen Grundwerten. Das Positive an dem Ergebnis sei, dass die Auseinandersetzung ins Parlament getragen wird, "wo sie hingehört", sagte Schorlemmer. (epd)