Reformierte Kirche will keine Extremisten in Ämtern

Die Evangelisch-reformierte Kirche will Menschen, die rechtsextremistische Positionen vertreten, aus ihren Gremien fernhalten. Eine Empfehlung, solche Kandidaten bei den Gemeindewahlen im März auszuschließen, beschloss die Gesamtsynode der Kirche bei ihrer zweitägigen Tagung in Emden, wie ein Sprecher am Freitag in Leer mitteilte.

Zuvor hatte der Politikwissenschaftler Henning Flad von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus über Versuche aus dem rechtsextremistischen politischen Spektrum berichtet, den Einfluss im kirchlichen Raum auszudehnen. Studien lieferten Anhaltspunkte, dass auch unter Kirchenmitgliedern menschenfeindliches Gedankengut durchaus verbreitet sei.

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist eine der 20 Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Zu ihr gehören bundesweit 143 Gemeinden mit knapp 160.000 Mitgliedern, die meisten davon im östlichen Niedersachsen und in Bayern.

Am Donnerstag hatte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden berichtet, dass es auch in der Evangelisch-reformierten Kirche in der Vergangenheit Vorfälle von sexualisierter Gewalt gegeben habe. Bei der Aufarbeitung seien zehn Fälle festgestellt worden, in denen eine Person der sexualisierten Gewalt verdächtigt oder beschuldigt worden sei, und 13 Betroffene. Für eine Studie seien sämtliche Personalakten von Pfarrern und Pfarrerinnen, die zwischen 1946 und 2020 beschäftigt waren, auf Hinweise sexualisierter Gewalt gegenüber Minderjährigen überprüft worden.

Die Ergebnisse der bundesweiten Studie, an der sich alle evangelischen Kirchen in Deutschland beteiligen, sollen im Januar 2024 vorgestellt werden. Nach Angaben Bei der Wiedens sei allen Vorfällen „in den Grenzen des Rechtsdenkens ihrer Zeit“ nachgegangen worden. Dies entspreche jedoch nicht heutigen Maßstäben für den Umgang mit Verdachtsmomenten sexualisierter Gewalt.

Gleichzeitig werden laut der Kirchenpräsidentin auf allen kirchlichen Ebenen Präventionsmaßnahmen eingeführt. Ziel sei es, bis Ende 2024 überall entsprechende Konzepte etabliert zu haben.