Reformierte Kirche in Leer startet Social-Media-Kampagne für Demokratie

Neun Gesichter – neun Videos: Mitglieder der Gesamtsynode der reformierten Kirche haben Statements für die Demokratie aufgenommen. Genau passend zu den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus.

Der Synodale der reformierten Kirche Reinhold Robbe im ersten Video der Reihe „Demokratie stärken“.
Der Synodale der reformierten Kirche Reinhold Robbe im ersten Video der Reihe „Demokratie stärken“.reformierte Kirche

Die Sorge um die Demokratie und die Angst vor rechter Gesinnung treiben derzeit viele Menschen auf die Straße. Dieses Thema bewegt schon seit einiger Zeit auch die reformierte Kirche in Leer.

Diese hat jetzt eine Social-Media-Kampagne unter dem Motto „Demokratie stärken“ gestartet: In kurzen Videobotschaften positionieren sich Kirchenmitglieder für die Demokratie und formulieren, warum sie sich dafür engagieren. Im vierzehntägigen Abständen will sie insgesamt neun Videos veröffentlichen.

„Die Idee dazu ist schon vor den aktuellen Demonstrationen entstanden“, sagt Ulf Preuß, Sprecher beim Landeskirchenamt der reformierten Kirche. Diese habe sich zum Thema Kirche und Rechtsextremismus deutlich positioniert: „Rechtsextremismus widerspricht dem evangelisch-reformierten Kirchenverständnis.“

Weckruf für alle Demokraten

Jetzt widersprechen auch Angehörige der Gesamtsynode: „Wir haben alle Mitglieder angeschrieben und um ein Statement gebeten“, erläutert Preuß. „Gemeldet haben sich Pastoren und Pastorinnen sowie ehrenamtlich Engagierte, die einen Platz in der Synode haben.“

Das erste Statement kommt vom ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten und Wehrbeauftragten des Bundestags, Reinhold Robbe. Er ist seit vielen Jahren berufenes Mitglied des reformierten Kirchenparlaments. „Als ich kurz vor der Herbstsynode meiner Reformierten Kirche von der geplanten Kampagne hörte, war ich sofort begeistert, weil ich seit langem große Sorge um den langfristigen Bestand der Demokratie bei uns in Deutschland, in Europa und etwa auch in den USA habe“, sagt er.

Der rasante Zugewinn rechtsradikaler Parteien wie der AfD sowie das Erstarken von sogenannter Identitären Bewegung und Reichsbürgern müsse ein Weckruf für alle Demokraten in Politik und Gesellschaft – und natürlich auch in den Kirchen – sein. „Und als Christ sehe ich auch meine persönliche Verantwortung in diesem Zusammenhang.“

Mut zur aktiven Debatte

Bei diesem Thema müssen auch unerfreuliche Reaktionen erwartet werden. „Je stärker sich kirchliche Einrichtungen engagieren, desto größer ist die Gefahr, dass es auch Anfeindungen in den Kanälen gibt“, erläutert Preuß. Sie seien aber überzeugt, dass ein Einsatz für Demokratie das wert sei. „Das muss man dann aushalten.“ Robbe geht das Risiko ein. „Ich erhoffe mir sogar Reaktionen, natürlich positive und unterstützende Reaktionen“, sagt er.

Selbstverständlich müsse auch Widerspruch möglich sein, wenn er sachlich bleibe. „Über andere Reaktionen will ich mir jetzt keine Gedanken machen. Im Übrigen wäre es nicht nachvollziehbar, wenn ich in meinem Statement für mehr bürgerliches Engagement und proaktives Eintreten für die Demokratie innerhalb und außerhalb unserer Kirche werbe, aber selber keinen Mut hätte, mich aktiv in diese Debatte einzubringen.“

„Mit dem christlichen Selbstverständnis ist eine völkische Ideologie nicht vereinbar“

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden warnte in einem Brief an die Gemeinden anlässlich des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar auch vor einer Gefahr des Rechtsextremismus für die Kirchen. Kirchlich engagierte Menschen, die rechten Strömungen in ihrem Umfeld entgegenträten, würden eingeschüchtert – nicht selten durch Hetzkampagnen in den sozialen Netzwerken. Hier gelte es, dem eine entschiedene Haltung entgegenzusetzen. „Mit dem christlichen Selbstverständnis ist eine völkische Ideologie nicht vereinbar“, schreibt sie.

Inhaltlich gab es für die Videobotschaften, die eineinhalb Minuten lang sind, keine Vorgaben. „Sie wurden von einer professionellen Firma aufgezeichnet“, sagt Preuß. Vorab stimmen kurze Stichworttafeln auf das Thema ein.

Die Videos erscheinen bei Instagram, Facebook und auf dem kirchlichen YouTube-Kanal. „Wir hoffen, dass viele Follower die Botschaften weiterverbreiten“, sagt Preuß.