Ramelow gegen „Presse-Bashing“

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sieht die traditionellen Medien nicht verantwortlich für die Polarisierung in der Gesellschaft. „Ich kann mich am allgemeinen Presse-Bashing genauso wenig beteiligen wie am allgemeinen Ossi-Bashing“, sagte Ramelow der „Berliner Zeitung“ (Wochenendausgabe).

„Wir leben in einer Zeit, in der über Telegram-Kanäle und WhatsApp-Gruppen wesentlich mehr angerichtet wird als alles, was ein Chefredakteur vermag“, sagte der Linken-Politiker weiter: „Da wird jeden Tag jede Menge Gift verspritzt.“ Er antworte damit auf die Frage, ob „die Medien mitverantwortlich für die gegenwärtige Stimmung“ seien.

Mit Blick auf das ehemals als Twitter bekannte Netzwerk X und dessen Eigentümer sagte der Ministerpräsident, was Elon Musk seit der Übernahme von Twitter mache, sei gefährlich: „X, wie es jetzt heißt, hat mit der Plattform, die ich als Nachrichtenkanal geschätzt habe, nichts mehr zu tun. Ich merke, wie viel Hass ich da an den Hals kriege“, sagte Ramelow.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte im selben Interview der Zeitung: „Sicherlich sind die sogenannten sozialen Netzwerke problematischer als Print und digitale Presse.“ Ein Problem der vielfältigen Medienlandschaft sei „der Druck, möglichst exklusiv und spektakulär zu berichten, manchmal auch aktivistisch“: „Dann springt man über jedes Stöckchen, das einem die AfD hinhält“, sagte Schuster.