„Prepper“ und Co.: Wie viel Vorsorge sollten wir treffen?

Angst und Sorge haben ihren Sinn. Aber zu viel davon können dem Leben die Freude rauben, sie zu ignorieren kann zu Leichtsinn führen. Auf die richtige Balance kommt es an.

Vieles im Leben ist eine Sache der Balance
Vieles im Leben ist eine Sache der BalanceUnsplash / Loic Leray

Gleich hinter der Haustür hängt ein Baseballschläger an der Wand. Man weiß ja nie, wer hier eindringen will. Die Flurfenster sind mit Gittern gesichert. Im Wohnbereich liegt neben dem Fernseher ein Notfall-Radio, das per Handkurbel auch bei Stromausfall betrieben werden kann. Im Nebenzimmer: Kisten mit haltbarer Nahrung. Wasserfilter. Kerzen. Medizin und Verbandsmaterial.

Prepper“ nennen sich Menschen, die für Krisen und Katastrophen gewappnet sein wollen. Das kommt vom englischen „prepare“ – sich vorbereiten. Die Szene ist nicht einheitlich. Vom ökologischen Selbstversorger bis zum waffenstarrenden Extremisten ist alles dabei. Allein in Deutschland sollen es Zehntausende sein. Das Ende ist nah! Diese Überzeugung ist der gemeinsame Nenner der Prepper, deshalb: Bereit sein für den Ernstfall!

Notvorräte für schlechte Zeiten

Nun muss man kein Prepper sein, um Vorsorge zu treffen. Der Notgroschen im Küchenschrank, die Haftpflichtversicherung oder ein Erste-Hilfe-Kurs sind alltäglicher Ausdruck einer Weltsicht, die darum weiß, dass nicht immer alles glatt laufen wird. Noch unsere Eltern – Weltkrieg im Nacken und Ost-West-Konflikt vor sich – hatten Notvorräte im Keller gelagert. Selbst heute noch empfiehlt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Lebensmittel-Grundvorräte für zehn Tage bereitzuhalten. Wie tief dieser Instinkt sitzt, merkte man bei der Corona-Pandemie. Nudeln, Mehl, Toilettenpapier – Wohnstuben wurden zu Hamster-Bunkern.

Das Ende ist nah – interessanterweise ist es ja nicht zuletzt die Bibel, die diesen Weckruf in die Welt hineinruft. Die Propheten, Noah mit seiner Arche, Johannes der Täufer, Jesus Christus, der Apostel Paulus: Sie alle predigten den kommenden Weltuntergang. Dann wird nach ihrem Verständnis zwar auch kein Toilettenpapier mehr helfen, sondern allein der Glaube an Gott. Aber auch hier ist im Kern die Botschaft: Die Katastrophe kommt, seid bereit!

Angst und Sorge haben ihren Sinn

Jesus erzählt dazu als Gleichnis die eindrucksvolle Geschichte von den klugen und den törichten Jungfrauen. Die einen nahmen für ihre Lampen Reserve-Öl mit. Die anderen nicht. Prompt gingen denen nachts das Licht aus.

Angst und Sorge haben ihren Sinn. Und das nicht nur im entwicklungsgeschichtlichen Sinn. Unsere Vorfahren mussten gegen wilde Tiere ums Überleben kämpfen, gegen Feinde und Naturgewalten und sich entsprechend vorbereiten. Aber auch heute gilt: Wer die zahnärztliche Routine-Untersuchung verschlampt, die Krebs- oder Altersvorsorge; wer wacklige Stützbalken im Dach geflissentlich übersieht oder die immer weiter anwachsenden Überziehungs-Kredite ignoriert, kann böse Überraschungen erleben.

Allerdings: Zuviel Sorge kann auch krank machen. Wer immer nur Feinde, Verrat, Krankheit und Leid, Verschwörung oder Weltuntergang im Blick hat, wird irgendwann die Freude am Leben verlieren; bis hin zu massiven Angststörungen.

Auf die Balance kommt es an

Deshalb noch mal ein Blick in die Bibel: Sorget nicht um euer Leben, jeder Tag hat Sorgen genug! Auch das steht in der Heiligen Schrift, an einer ihrer schönsten Stellen: Matthäus 6, 25-34. Dort preist Jesus die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Feld als Beispiel für die Leichtigkeit des Seins.

Ja, was denn nun? Sorgen oder nicht sorgen?

Wie so oft im Leben gilt auch hier: Auf die Balance kommt es an. Zwei Wochen vom Jahr 2024 sind bereits vergangen. 50 weitere werden folgen. Die Sorge der klugen Jungfrauen oder die Leichtigkeit der Vögel: Je nach Lebenssituation mag als Merk- und Vorbild das eine Bibelwort passen – oder eben das andere. Auf die Balance kommt es an – dann hat das Leben eine Chance auf Gleichgewicht.