Preis der Leipziger Buchmesse in drei Sparten vergeben

Die Leipziger Buchmesse hat am Donnerstag ihre Pforten für Besucherinnen und Besucher geöffnet. Der erste Messetag nach der Eröffnung am Mittwochabend war zudem durch die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse geprägt. In der Kategorie Belletristik ging er an die in Wien lebende Autorin Barbi Markovic für ihr Buch „Minihorror“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier informierte sich bei einem Messerundgang über den Frühjahrstreff der Buchbranche.

Am Abend hielt das Staatsoberhaupt in der Alten Börse eine Rede zum Doppeljubiläum 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre friedliche Revolution. Dabei appellierte er an die Deutschen, sich als Gemeinschaft zu verstehen und Gemeinsames über Trennendes zu stellen. „Was wir brauchen, ist Vertrauen in uns selbst und eine gemeinsame Erzählung unserer Demokratie“, sagte Steinmeier. Es dürfe nicht passieren, dass unterschiedliche Erfahrungswelten „zu isolierten Rückzugsorten werden, um die herum Mauern hochgezogen werden“.

Steinmeiers Rede wurde von Aktivistinnen mehrfach unterbrochen. Sieben augenscheinlich propalästinensische Frauen erhoben sich nacheinander und riefen lautstark Parolen wie „Stopp den Genozid!“ oder „Sie sind mitschuldig am Völkermord!“ Die Frauen wurden von Sicherheitskräften aus dem Saal geführt.

Nach lautstarken Störrufen während der Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Eröffnung am Mittwochabend rief die Messeleitung zu einem „friedlichen Miteinander aller Menschen“ auf. Die Buchmesse sei „eine Plattform für einen gleichberechtigten und konstruktiven Meinungsaustausch“, sagte der Unternehmenssprecher der Leipziger Messe GmbH, Andreas Knaut. Meinungsfreiheit und Toleranz bildeten dabei fundamentale Werte.

Der Preis der Leipziger Buchmesse wurde in den Sparten Belletristik, Sachbuch und Übersetzung vergeben, zum nunmehr 20. Mal. Er ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert. Dafür waren 15 Bücher nominiert, fünf je Sparte.

Die Geehrte in der Kategorie Belletristik, Barbi Markovic, wurde 1980 in Belgrad geboren und lebt in Wien. In ihrem Buch „Minihorror“ geht es um das Paar Mini und Miki, das in einer ihnen fremden Gesellschaft in den alltäglichen Horror des städtischen Lebens eintaucht. Markovic erzähle stilsicher und mit bewussten Stilbrüchen einen Comic in Prosa, urteilte die siebenköpfige Jury unter Vorsitz der Literaturkritikerin Insa Wilke.

In der Kategorie Sachbuch/Essayistik ging der Preis an den Berliner Kunsthistoriker Tom Holert für sein Werk „ca. 1972. Gewalt – Umwelt – Identität – Methode“. Im Zentrum seines Essays steht das Jahr 1972, das nach der revolutionären Euphorie von 1968 einen Wendepunkt markiere. Bei Übersetzungen entschied sich die Jury für die Münchnerin Ki-Hyang Lee. Sie übersetzte aus dem Koreanischen „Der Fluch des Hasen“ von Bora Chung.

Bereits am Mittwoch war der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung geehrt worden. Bis Sonntag präsentieren sich 2.085 Aussteller aus 40 Ländern. Den Gastlandauftritt gestalten die Niederlande und Flandern unter dem Motto „Alles außer flach“.