Politik soll maroden Dorfkirchen helfen

Die historischen Dorfkirchen auf der Halbinsel Eiderstedt sind beliebt bei Touristen. Doch sie haben ein gemeinsames Problem: Ihnen droht der Zerfall. Jetzt soll die Politik helfen.

Die St. Nikolai-Kirche in Kotzenbüll auf der Halbinsel Eiderstedt
Die St. Nikolai-Kirche in Kotzenbüll auf der Halbinsel EiderstedtThomas Morell

Husum/Kiel. Auf der Nordsee-Halbinsel Eiderstedt (Kreis Nordfriesland) liegen 18 historische Dorfkirchen so nah beieinander wie sonst nirgendwo in Deutschland. Doch vielen von ihnen droht der Verfall, wenn sie in den kommenden Jahren nicht saniert werden. Der Kirchenkreis rechnet mit 18,7 Millionen Euro für die Instandsetzung von insgesamt 16 Kirchen. Die Landesregierung wollte sich an der Finanzierung bislang nicht beteiligen. Am Freitag, 23. März, diskutiert der Landtag nun einen Antrag des SSW, der zu Landeszuschüssen auffordert.
"Es handelt sich um ein einzigartiges Kulturgut, dem fühlen wir uns verpflichtet", erklärt SSW-Pressesprecher Per Dittrich. Der Kirchenkreis hatte in den vergangenen Monaten bei Landespolitikern intensiv für die Sanierung der zum Teil 900 Jahre alten Gotteshäuser geworben. Unter anderem kamen die Grünen-Landtagsabgeordneten Eka von Kalben und Andreas Tietze zu Besuch. 

7,5 Millionen Euro noch offen

Die Hälfte der Summe ist zwar gesichert, denn der Bund will sich mit 9,35 Millionen Euro beteiligen. Rund 305.000 Euro sollen die Kirchengemeinden aus eigener Tasche zahlen, 1,5 Millionen Euro durch Spenden eingeworben werden. Bleiben noch 7,5 Millionen Euro, die der Kirchenkreis über ein Darlehen finanzieren müsste. 
Dem hat die Kirchenkreissynode zwar schon zugestimmt. Die Verweigerung von Landesmitteln würde den Kirchenkreis dennoch vor große Probleme stellen. "Das Darlehen würde unseren kleinen Kirchenkreis über Jahrzehnte belasten", so Gesamtkoordinator Pastor Ralf Pehmöller. 
Die Sanierung der Kirchen soll im Herbst beginnen. So sind besonders Baumaßnahmen bezüglich der Statik, aber auch die Beseitigung von Feuchtigkeitsschäden in Mauerwerken und von Schädlingen fällig. Fugen müssten nachgearbeitet und Schäden an Schieferdächern und Fenstern beseitigt werden. "Ohne die Baumaßnahmen würden viele Kirchen kontrolliert verfallen", sagt Pastor Pehmöller. 

Ventilator trocknet feuchte Mauern

Ein großes Sorgenkind ist etwa St. Pankratius in Oldensworth, die voraussichtlich als erste Kirche saniert wird. Das Gewölbe droht einzustürzen. Ihre Instandsetzung kostet allein knapp zwei Millionen Euro. Auch die St. Nikolai-Kirche in Kotzenbüll ist einsturzgefährdet. Ein Holzgerüst stützt die Dachbalken. Risse ziehen sich durch die Mauern, und der Turm löst sich vom Kirchenschiff. Mit 3,7 Millionen Euro steht hier die teuerste Sanierung an. Darin enthalten ist auch die Restaurierung der historischen Färberorgel mit Originalpfeifen aus dem 16. Jahrhundert.
Auch die St. Martin-Kirche in Osterhever ist stark beschädigt. Um Schimmelbildung vorzubeugen, werden die feuchten Mauern regelmäßig mit einem Ventilator getrocknet. Das Kirchendach aus englischem Schiefer löst sich zunehmend vom Dachstuhl. Ähnlich schlecht bestellt ist es um die kleine Poppenbüller Dorfkirche St. Johannis. Bis alle Kirchen saniert sind, wird es dauern. Die Arbeiten sollen laut Planungen erst 2024 beendet sind.
Die einzigen Kirchen auf Eiderstedt, die nicht saniert werden müssen, sind die 1960 erneuerte St. Nikolai-Kirche in St. Peter-Ording und die gut erhaltene St. Martin-Kirche in Vollerwiek. Die Kirchen auf der Halbinsel sind Zeugen des einstigen Wohlstands und zählen heute zu den wichtigsten Touristenattraktionen im Norden. Die Halbinsel Eiderstedt ist etwa 30 Kilometer lang und 15 Kilometer breit. (epd)