Pflegereport: Viele Krankenhausaufenthalte wären vermeidbar

Bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte jährlich wären bei besserer Versorgung vermeidbar – zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Barmer-Pflegereport.

Barmer-Pflegereport 2023: Viele Klinikaufenthalte ließen sich durch bessere Pfelge vermeiden
Barmer-Pflegereport 2023: Viele Klinikaufenthalte ließen sich durch bessere Pfelge vermeidenImago / Winfried Rothermel

Bei einer optimalen Pflege könnten bis zu 1,3 Millionen Krankenhausaufenthalte pro Jahr vermieden werden. Dem in Berlin vorgestellten Barmer Pflegereport 2023 zufolge werden aber pflegebedürftige und chronisch kranke Menschen in vielen Fällen nicht bestmöglich versorgt. Die Folge sind Krankenhausaufenthalte. Das betrifft die Betreuung in Pflegeheimen ebenso wie durch ambulante Dienste.

So werden dem Report zufolge etwa Patientinnen und Patienten mit einer Herzschwäche oder Diabetes in Kliniken eingewiesen, obwohl sie bei einer besseren pflegerischen Versorgung auch im Pflegeheim oder zu Hause stabilisiert werden könnten. Dafür müssten aber die Rahmenbedingungen stimmen, was nicht der Fall sei, kritisieren die Autoren des Pflegereports.

Organisatorische und pflegerische Mängel

Zu den unnötigen Krankenhausaufenthalten zählt dem Report zufolge auch die Verlängerung des Klinikaufenthalts um durchschnittlich eine Woche, weil die pflegerische Versorgung im Anschluss nicht rechtzeitig in die Wege geleitet wird. Darum müssten sich Kliniken und Kassen kümmern und den Angehörigen zur Seite stehen.

Der Anteil unnötiger Klinikaufenthalte durch organisatorische und pflegerische Mängel ist nicht gering: Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden 2022 rund 16,8 Millionen Krankenhausbehandlungen gezählt. Vor den Corona-Jahren waren es 2019 mit 19,4 Millionen Behandlungsfällen deutlich mehr.

Aufenthalte im Krankenhaus „nur theoretisch vermeidbar“

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, erklärte, die Krankenhausaufenthalte seien nur in der Theorie vermeidbar. Praktisch erlebten Pflegebedürftige, dass die ambulante medizinische Versorgung abgebaut werde. So machten niedergelassene Ärzte kaum noch Hausbesuche. Der Report sei ein Appell an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), bilanzierte Brysch, doch sei angesichts der Haushaltsprobleme nicht mit Besserungen zu rechnen.

Diakonie-Vorständin Maria Loheide erklärte, Krankenhauseinweisungen seien vermeidbar, wenn Pflegekräfte im Vorfeld mit den Ärzten, Angehörigen und den Kassen klärten, was individuell notwendig sei, wie etwa Arztbesuche und eine Haushaltshilfe. Doch werde diese Arbeit weder gewürdigt noch ausreichend bezahlt, obwohl sie helfe, Krankenhauseinweisungen zu verhindern.