Pfälzer Diakonie schlägt „Sondervermögen für soziale Arbeit“ vor

Der neue Vorstand des Diakonischen Werkes Pfalz hat mehr Solidarität mit den Schwachen in der Gesellschaft gefordert. Ein „Sondervermögen für soziale Arbeit“ müsse für die Bundesregierung möglich sein, die eine Chipfabrik in Magdeburg mit zehn Milliarden Euro subventioniere, sagte Diakoniepfarrer Albrecht Bähr dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch die Aufnahme von Schulden dafür sei vertretbar, „wenn andere Wege nicht gehen“, sagte er.

Die soziale Arbeit stehe auch durch die Auswirkungen von Krisen und Kriegen unter wachsendem politischem Druck, kritisierte Bähr, der auch Sprecher der Diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz ist. Arme und benachteiligte Menschen würden besonders von populistischen Parteien wie der AfD stigmatisiert. Ihnen stehe die Diakonie zur Seite.

Wenn die Kirche ihrem Anspruch, „nahe bei den Menschen“ zu sein, genügen wolle, sei dies ohne diakonisches Handeln nicht möglich, betonte Bähr mit Blick auf innerkirchliche Spardiskussionen. Wie stark auch das Diakonische Werk Pfalz durch den „Priorisierungsprozess“ der Landeskirche betroffen sein wird, sei noch unklar. Wichtig sei es aber, dass die Diakonie längerfristige finanzielle Planungssicherheit erhalte.

Finanzvorstand Gregor Höpfner warnte, dass Kürzungen von Kirchensteuermitteln sowie öffentlichen Zuschüssen „erhebliche Einschnitte im Beratungsbereich“ der Diakonie nach sich ziehen würden. Von 22 Millionen Euro Gesamtvolumen für die diakonische Arbeit erhalte die pfälzische Diakonie sechs Millionen Euro aus Kirchensteuermitteln, den Löwenanteil bildeten Eigenmittel und öffentliche Gelder. Neue Finanzquellen, wie etwa EU-Mittel, müssten erschlossen werden, sagte Höpfner.

Diakoniepfarrer Bähr stellte angesichts der gesellschaftlichen Debatte um das kirchliche Arbeitsrecht dessen Sinnhaftigkeit infrage. Das Beharren auf ein nicht mehr zeitgemäßes Sonderrecht könne für Kirche und Diakonie bei der Akquise neuer Projekte und Fachkräfte nachteilig sein.

Soziale Netzwerke vor Ort sollen gestärkt oder initiiert werden, ergänzte der neue Vorstand Agim Kaptelli, der für die Bereiche Soziales und Freiwilligendienste ständig ist. Angehörige von alten und kranken Menschen sollten etwa durch Fort- und Weiterbildung unterstützt werden. Die Beratungsarbeit der Diakonie werde stärker auf technische Mittel wie die Onlineberatung setzen. Eine zentrale Aufgabe bleibe es, junge Menschen als Fachkräfte für Sozialberufe zu gewinnen. Bei der Nutzung neuer digitaler Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) müssten stets der Mensch und seine Würde im Mittelpunkt stehen.