Pastorin für Wagenknecht-Bündnis in der Politik: Gut so?

Ökumenepastorin Melanie Dango ist für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in den Kreistag Mecklenburgische Seenplatte gewählt. Kirchenrechtlich kein Problem. Doch das BSW polarisiert.

Sie will etwas tun gegen die tiefe Unzufriedenheit in der Gesellschaft, sagt Ökumenepastorin Melanie Dango aus Rostock
Sie will etwas tun gegen die tiefe Unzufriedenheit in der Gesellschaft, sagt Ökumenepastorin Melanie Dango aus Rostockprivat

Das Kirchenrecht hat Melanie Dango schon mal auf ihrer Seite: Ehrenamtlich darf sich die Mecklenburgische Ökumenepastorin in der Politik engagieren und wie geplant für das Bündnis Sahra Wagenknecht in den Kreistag Mecklenburgische Seenplatte einziehen. Zum politischen Ehrenamt von Pastoren gebe es klare Regeln, erklärt die Nordkirche auf Anfrage. Dango musste ihr Vorhaben anmelden. Und, so betont der zuständige Propst Dirk Fey aus Rostock: Politisch engagierte Pastoren und Pastorinnen seien „ihren Dienst allen Gemeindegliedern ohne Ansehen ihrer politischen Einstellung schuldig.“ Und sie hätten die Grenzen zu beachten, die sich hieraus für die Art und das Maß ihres politischen Handelns ergeben. Was das im konkreten Fall bedeutet, lässt er allerdings offen.

“Sahra Wagenknecht? Brandgefährlich!”

In einem Interview mit evangelische-zeitung.de hat Melanie Dango ihren Schritt in die Politik mit ihrem Entsetzen über das Erstarken der AfD erklärt und dem Wunsch, selbst aktiv zu werden: „gegen den tiefen Riss in unserer Gesellschaft, gegen das Gefühl vieler Menschen, abgehängt zu sein – und für Frieden, soziale Gerechtigkeit und gegenseitige Wertschätzung!“

In Socialmedia-Kanälen ploppte in Reaktion auf das Interview vereinzelt Kritik auf: nicht daran, dass sich die Pastorin politisch engagiert. Sondern, dass sie es gerade im Wagenknecht-Bündnis tut. „Diese linkspopulistische Dame und Putin-Versteherin ist brandgefährlich“, schreibt ein User, der sich Ralf Fredy Nikolai nennt, auf Facebook über Sahra Wagenknecht. „Da kann ich allen Menschen mit Sinn und Verstand nur zu größtmöglichem Abstand raten.“ Ein anderer spendet ihm dafür Beifall. Und „Alex Weigand“ kritisiert das BSW als eine Partei, „die vor einem mörderischen Despoten einknickt.“

“BSW-Engagement für Diplomatie und Frieden”

Dagegen meint Facebook-Nutzer Uwe Hanis nüchtern: „Wenn sich PfarrerInnen parteipolitisch engagieren dürfen, dann *dürfen* sie es!“ Und Kay Kraak, Ruhestandspastor aus Hamburg, erklärt in in Reaktion auf einen Kommentar auf www.evangelische-zeitung.de, dass er Melanie Dangos Engagement im BSW als ein Engagement für Diplomatie und Frieden verstehe – und die Politik der Nato, die den Ukraine-Krieg mit provoziert habe, mit christlichen Werten gerade nicht für vereinbar halte.

Wie die Nordkirche Melanie Dangos Engagement beim BSW einschätzt, kann man nur erahnen. „Das Engagement ist privat“ lautet die knappe Antwort.

Neubrandenburger Pastor Jörg Albrecht seit 10 Jahren in Politik

Derweil sitzt schon seit zwei Legislaturperioden Pastor Jörg Albrecht von der evangelischen Michaelgemeinde in Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern im Stadtparlement des Orts – parteilos, allerdings über die Liste der SPD gewählt. Wegen einer Wahlzettel-Panne ist derzeit offen, ob er in der neuen Legislaturperiode wieder dabei ist. „Dass Pastoren und Pastorinnen sich politisch engagieren, wird immer wichtiger“, findet Albrecht, der in Leipzig zu Zeiten der Friedlichen Revolution Theologie studiert hat. Die Kirche erkläre oft, sie wolle Brückenbauer sein und gesellschaftliche Relevanz haben. „Hier kann man das in die Tat umsetzen.“

Im Neubrandenburger Stadtparlament habe es zwischenzeitlich einen Riesenkrach mit verhärteten, hasserfüllten Fronten gegeben. „Da habe ich irgendwann zum Runden Tisch eingeladen.“ Zwar sei es anders weitergegangen als gedacht, aber alle zusammen hätten es geschafft, wieder in einen konstruktiveren Dialog zu kommen. Überhaupt wolle er dazu beitragen: „dass Dialoge sachlich geführt werden und einem nicht so ideologisierend der Mund verboten wird.“ Für die Kirchengemeinde sei sein politisches Engagement nie ein Problem gewesen. Sicher gebe es einige, die es gut fänden und andere, die es weniger gut fänden. „Aber ich mache in der Gemeinde keinen Wahlkampf.“

Wieviele Pastoren und Pastorinnen der Nordkirche insgesamt als Ehrenamtler in Kreistagen oder Stadtparlamenten mitwirken, wird zentral nicht erfasst. „Die Nordkirche als Dienstherr respektiert das private politische Engagement der Pastorinnen und Pastoren“, heißt es auf Anfrage nur. „Eine derartige Statistik wird nicht geführt.“