Pastor wegen Kirchenasyl angezeigt

Einem Flüchtling aus Eritrea gewährte die Gemeinde Unterschlupf. Als der Fall öffentlich wurde, erstattete ein Bewohner des Ortes Anzeige.

Eine Gemeinde aus Unterlüß bei Celle gewährte Kirchenasyl (Symbolbild)
Eine Gemeinde aus Unterlüß bei Celle gewährte Kirchenasyl (Symbolbild)Christian Ditsch /epd

Celle/Hannover. Nach der Anzeige gegen einen evangelischen Pastor, dessen Gemeinde Kirchenasyl gewährt hat, hat die hannoversche Landeskirche das Kirchenasyl verteidigt. Es sei äußerstes Mittel zum Schutz eines Menschen, sagte Kirchensprecher Johannes Neukirch auf epd-Anfrage. "Den Kirchen ist bewusst, dass die rechtliche Beurteilung von Kirchenasyl eine Gratwanderung ist. Das Kirchenasyl ist aber ein offensichtlich notwendiger Schutzraum für Menschenrechte", sagte er. "Wir stehen hinter dem Kirchenasyl, das wir als ultima ratio verstehen."
Der evangelische Pastor Wilfried Manneke aus Unterlüß bei Celle bestätigte dem epd, seine Gemeinde sei angezeigt worden, weil sie im vergangenen Jahr für viereinhalb Monate einem Flüchtling aus Eritrea Kirchenasyl geboten hatte. Nachdem die Staatsanwaltschaft in Celle das Verfahren gegen eine Geldauflage eingestellt hatte, habe der Anzeige-Erstatter Beschwerde eingelegt. "Jetzt wird das Ermittlungsverfahren von der Generalstaatsanwaltschaft überprüft."
Der Anzeige-Erstatter lebt nach Mannekes Informationen in Unterlüß. Persönlich sei er ihm jedoch nicht bekannt, sagte der Pastor. Die Anzeige sei erst erfolgt, als nach Ende des Kirchenasyls die örtliche Zeitung darüber berichtet hatte. Die Kirchengemeinde habe zuvor zwar zuständige Behörden informiert, das laufende Kirchenasyl jedoch bewusst nicht öffentlich gemacht.

Kirchenasyl der letzte Ausweg

Der Kirchenvorstand hatte Manneke zufolge im April vergangenen Jahres einstimmig beschlossen, dem Flüchtling aus Eritrea Asyl zu gewähren und ihn vor einer Abschiebung nach Italien zu bewahren. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leichtgemacht", sagte der Pastor. Das Kirchenasyl könne nur ein letzter Ausweg sein, um Leib und Leben eines Menschen zu schützen. Der Flüchtling habe in Eritrea 27 Jahre lang zwangsweise Militärdienst leisten müssen. Er habe mehrere Verletzungen durch Schüsse und Granatsplitter erlitten und sei schwer traumatisiert. Eine Abschiebung sei deshalb nicht zumutbar gewesen.
Mit Manneke habe erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder ein Pastor wegen des Kirchenasyls Ärger mit der Justiz, berichtete die "Hannoversche Allgemeine Zeitung", die den Fall in ihrer Samstagsausgabe öffentlich gemacht hatte. Kirchensprecher Neukirch sagte dem epd, mit dem Kirchenasyl gebe es in Niedersachsen normalerweise keine Probleme. Bundesweit wollten allerdings Fachleute der Evangelischen Kirche in Deutschland demnächst darüber diskutieren, wie sie mit möglichen Strafanzeigen umgehen können. (epd)