Paritätischer: Armut in Niedersachsen leicht gesunken

Die Armut ist in Niedersachsen zuletzt leicht zurückgegangen. Nach Anstiegen über vier Jahre sank sie 2022 auf 17,9 Prozent (Vorjahr: 18,3 Prozent), wie der Paritätische Wohlfahrtsverband Niedersachsen am Dienstag mitteilte. Damit liege die Quote erneut über dem Bundesdurchschnitt. „Die Befunde sind durchwachsen, aber einen Grund zur Entwarnung gibt es nicht“, sagte die Vorsitzende des Landesverbands, Kerstin Tack. „Der Trend stetig wachsender Armut scheint zwar auf den ersten Blick gestoppt, aber noch lange nicht gedreht.“

Unter dem Titel „Armut in der Inflation“ hat der Paritätische Gesamtverband am Dienstag in Berlin seinen Bericht zur Armutsentwicklung in Deutschland vorgestellt. Demnach müssen bundesweit 14,2 Millionen Menschen im Jahr 2022 zu den Einkommensarmen gerechnet werden – 100.000 mehr als im Vorjahr und fast eine Million mehr als vor Pandemie sowie der Preis- und Energiekrise. Die Armutsquote gibt Auskunft darüber, wie viele Personen mit ihrem gesamten Nettoeinkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland zur Verfügung haben.

In Niedersachsen falle die Armutsbetroffenheit der Menschen regional unterschiedlich aus, hieß es. Das Umland von Hannover bleibt den Angaben zufolge mit 15,9 Prozent deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Weit darüber liege die Region Ostfriesland mit 21 Prozent und die Landkreise Hameln-Pyrmont, Holzminden und Hildesheim mit je 20 Prozent. Trauriger Spitzenreiter sei erneut die Landeshauptstadt Hannover mit 22,4 Prozent.

Der Bericht gibt auch Aufschluss über die Armutsverteilung: Fast zwei Drittel der erwachsenen Armen gehen den Angaben zufolge einer Arbeit nach oder seien in Rente oder Pension. Insbesondere Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Menschen mit schlechten Bildungsabschlüssen oder ohne deutsche Staatsangehörigkeit seien von Armut betroffen. Unter Alleinerziehenden lag die Armutsquote laut Statistik bei 43,2 Prozent, die Kinderarmut stieg auf den Rekordwert von 21,8 Prozent.

„Was wir brauchen, sind entschlossene und wirkungsvolle Gegenmaßnahmen“, betonte Tack. Dazu gehören aus Sicht des Verbandes unter anderem die Anhebung des Mindestlohns auf 15 Euro, der Ausbau der Kinderbetreuung, eine Kindergrundsicherung, die vor Armut schützt und eine solidarische Pflegeversicherung als Vollversicherung.