Palliativmediziner in Berlin wird mehrfacher Mord vorgeworfen
Ein Palliativmediziner sitzt seit Sommer in U-Haft. Er soll mehreren Pflegebedürftigen einen tödlichen Medikamentencocktail verabreicht haben. Nun wird der Vorwurf auf “Mord” ausgeweitet. Und es gibt neue Verdachtsfälle.
Einem in Untersuchungshaft sitzenden Palliativmediziner wird statt Totschlag nun Mord vorgeworfen. Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin am Donnerstag mitteilte, wird der Untersuchungshaftbefehl auf Antrag der Staatsanwaltschaft Berlin ausgeweitet, das Mordmerkmal “Mordlust” sei erfüllt. Zudem liege der Verdacht vor, dass der Beschuldigte vier weitere, also insgesamt acht Pflegebedürftige ermordet habe.
Der 40-Jahre alte Beschuldigte befindet sich seit August in Untersuchungshaft. Er soll im Frühsommer vier in der Betreuung seines Arbeitgebers, eines Pflegedienstes, stehende Patientinnen getötet und anschließend in deren Wohnungen Feuer gelegt haben, um die Spuren zu verwischen.
Nach der Auswertung von Patientenunterlagen sowie gerichtsmedizinischen Untersuchungen – inklusive Exhumierung – soll der Beschuldigte in diesem Jahr vier weiteren Personen zwischen 61 und 83 Jahren einen tödlichen Medikamentencocktail ohne medizinische Indikation verabreicht haben. Eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe im Morddezernat des Landeskriminalamts Berlin ermittelt weiter gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Berlin.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz beklagte, dass Serientätern in der ambulanten Pflege kaum aufflögen. “Hier haben Mörder leichtes Spiel”, sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Es brauche daher für Angehörige und medizinisch-pflegerische Beschäftigte ein externes Whistleblower-System und Schwerpunktstaatsanwaltschaften und zentrale Ermittlungsgruppen für Delikte in Pflege und Medizin. “So könnten tödliche Algorithmen identifiziert werden”, so Brysch weiter.