Nathalie Eleyths Rede bei der EKBO: Synodaler kontert Kritik

Der Vortrag der Rassimusforscherin Nathalie Eleyth auf der EKBO-Synode schlägt Wellen. In einem Gastbeitrag meldet sich der Synodale Reinhard Zöllner zu Wort – und widerspricht ihrer Darstellung.

Der EKBO-Synodale Reinhard Zöllner schreibt in einem Gastbeitrag über Nathalie Eleyths Vorwürfe
Der EKBO-Synodale Reinhard Zöllner schreibt in einem Gastbeitrag über Nathalie Eleyths VorwürfePrivat

Ich habe Frau Eleyths Vortrag und die anschließende Diskussion auf der Landessynode der EKBO erlebt. Sie hat die Vorstellungen der Critical Whiteness-Theorie in einer Weise, die von vielen Synodalen als aggressiv empfunden wurde, vorgestellt. Der Vortrag gipfelte in ihrer Behauptung, eine Kirche ohne Rassismus sei gar nicht möglich, was sie damit begründete, dass nun einmal jeder und jede Weiße Rassist sei. Anders gesagt: Eine Kirche ohne Rassismus wäre eine Kirche ohne Weiße.

Die nach dem Vortrag an sie gerichteten Fragen waren an sich freundlich. Ein Fragesteller gab zu bedenken, dass die Frage nach der Herkunft eines Gesprächspartners nicht an sich rassistisch sei, wie Eleyth behauptet hatte. In diesem Zusammenhang erwähnte er, er finde es nicht falsch, gegenüber ausländischen Gesprächspartnern zu loben, „dass sie gutes Deutsch sprechen“. Frau Eleyth hat diese Bemerkung sofort und ohne Rückfrage auf sich bezogen, als ob sie für ihr gutes Deutsch gelobt würde (also wie „dass Sie gutes Deutsch sprechen“, mit großem S).

Keine „gewaltvolle Stimmung“ ausgemacht

Dies war jedoch eindeutig nicht der Fall. Sie hat auf Instagram dann anschließend der Synode eine „gewaltvolle Stimmung“ vorgeworfen. Das Gegenteil war freilich der Fall – in der kurzen Diskussion (kurz, weil Eleyth ihre Redezeit großzügig überzogen hatte) konnte die höchst berechtigte und angebrachte wissenschaftliche Kritik an ihrem Referat überhaupt nicht angesprochen werden.

Nathalie Eleyth befasst sich mit dem Thema Rassismus in der Kirche
Nathalie Eleyth befasst sich mit dem Thema Rassismus in der KircheRuhr-Universität Bochum

In der Tat hat das, was Frau Eleyth darbot, mit Wissenschaft nicht viel zu tun. Jede ernstzunehmende Wissenschaft operiert mit Aussagen, die sich falsifizieren lassen. Bei der Critical Whiteness ist das nicht der Fall: Sie erklärt nämlich jeden, der das versucht, als rassistisch – und als weiß. Jede Kritik daran wird als Mikroaggression diffamiert und somit gleich als Beweis für die eigene Auffassung gewertet. Damit bewegt sie sich in einem geschlossenen argumentativen Kreis, und das ist das Gegenteil von Wissenschaft. Eleyth hat Ideologie als Wissenschaft und noch dazu als Theologie darbieten wollen und damit der eigentlichen Sache, nämlich der Kritik des Rassismus, einen Bärendienst erwiesen.

„Verheerende Neigung zur Sektenbildung“

Rassismus kann mit unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichen Methoden untersucht und bekämpft werden. Die Diffamierung selbst wohlmeinender, aber dennoch kritisch denkender Mitstreiter, wie sie Eleyth praktiziert hat, erinnert allerdings an die verheerende Neigung zur Sektenbildung, die schon so oft linke Gesellschaftskritik zersplittert und wirkungslos gemacht hat.

Ein Gastbeitrag spiegelt nicht die Meinung der Redaktion wider.