Namasté und Amen – Beim Yoga mit der Pastorin wird mit dem ganzen Körper gebetet

Ommm! Zweimal die Woche gibt es in der Apostelkirche in Hamburg-Eimsbüttel Yogakurse. Dabei wird eine neue Form christlicher Spiritualität geübt – schwitzend und mit Snacks.

Yoga in der Kirche: Auf den ersten Blick vielleicht ungewohnt, aber das passt ganz gut zusammen, sagt Pastorin Nina Schumann
Yoga in der Kirche: Auf den ersten Blick vielleicht ungewohnt, aber das passt ganz gut zusammen, sagt Pastorin Nina SchumannMarieke Lohse

Wenn dienstagabends in der evangelischen Apostelkirche in Eimsbüttel die Matten ausgerollt werden, heißt es „Namasté“ und „Amen“. Es ist Zeit für eine Stunde Yoga mit Pastorin Nina Schumann. Sie beginnt die Stunde mit einer Meditation im Sitzen und einem Gebet. „Christliches Yoga“ nennt sie diese Form von Spiritualität: „Yoga an sich ist nicht an eine bestimmte Religion gebunden.“ Obwohl in der indischen Kultur entstanden, sind „die Ausrichtung und diese Tradition des Yogasutra von Patanjali universell gedacht“, erklärt sie.

Der Kirchraum und das große Fenster, durch das die Teilnehmenden in den Himmel schauen können, machen etwas mit den Menschen. Ruhe kehrt ein. Schumann findet, dass ein solches Angebot gut in die Kirche passt. „Viele sagen, sie sind einfach von der Atmosphäre dieses Raums berührt, ohne dass da schon etwas stattgefunden hat.“ Auch der Anblick des schlichten, schwebenden Kreuzes über dem Altar bringe die Menschen in eine Verbindung zum Transzendenten. Teilnehmerin Kerstin Stolze ergänzt: „Von der Architektur her hat mich das hier sehr angesprochen, es ist eine Mischung aus Altem und Modernem.“

Beim kirchlichen Yoga wollen Teilnehmende „den Leib als Schöpfungsgeschenk“ wahrnehmen
Beim kirchlichen Yoga wollen Teilnehmende „den Leib als Schöpfungsgeschenk“ wahrnehmenepd-bild / Andrea König

Die Spiritualität des Körpers

Außerdem melden Teilnehmende der Pastorin zurück, dass die Yogapraxis gerade im Kirchraum sie noch einmal anders, tiefer berühre. Seit 25 Jahren betreibt Schumann selbst Yoga. Diese Form der Spiritualität und die Verbindung zu ihrem Beruf als Pastorin sieht sie als Bereicherung. „Viele Formen unserer kirchlichen Angebote fokussieren sehr stark den Kopf.“ Doch der Mensch ist nicht nur Geistwesen, bemerkt sie und empfindet es als wunderbar, „dass wir den Leib als Schöpfungsgeschenk mit hineinnehmen und auf diese Weise ganzheitlicher in Religion und Spiritualität eintauchen können.“

Im Vordergrund der Yogastunde in der Apostelkirche steht nicht die sportliche Höchstleistung, auch wenn nach einer Stunde fast jeder Muskel des Körpers beansprucht wurde und sich eine angenehme Erschöpfung breit macht. Für Schumann bedeutet Yoga vor allem Meditation und zur Ruhe kommen. Als Pastorin geht es ihr auch um Glaubenspraxis: „Unser Körper ist einfach ein tolles Instrument, um zu beten und noch mal ganz anders in Kontakt zum Göttlichen zu treten.“ Daher beginnt und schließt sie die Stunde mit Gebet und Segen: „Lass Veränderung kommen und gehen und halte mich bei mir in meiner Mitte“, so geht zu Gott Beten beim Yoga.

Kirche als Wohnzimmer

Doch nicht nur das Beten, die Meditation und Yogapraxis berühren die Teilnehmenden. Jaga Krupa aus Eimsbüttel kommt seit zwei Jahren regelmäßig. Für sie bedeutet der Dienstagabendtermin nicht nur Abschalten vom Alltag: „Für mich ist Yoga hier ein Verbindungselement mit den anderen Menschen. Dieser wunderbare Raum ist jetzt mein Wohnzimmer geworden“, sagt sie lachend.

Gerade weil die Atmosphäre heimelig ist, bleiben die Teilnehmenden im Anschluss gerne zu Wein, Snacks und Gesprächen. Die Yogastunde vorher öffne sie dafür, meint Nina Schumann: „Alle sind miteinander so ein bisschen erschöpft und dann sind Begegnungen und Gespräche in so einer Leichtigkeit möglich, die auch tiefe Themen berührt.“ Das Geräusch der Klangschale holt die Teilnehmenden nach einer kurzen Schluss-Meditation zurück, lässt sie wieder ankommen im lichtdurchfluteten Kirchraum.