Nachlass von Heimat-Autorin Martha Köppen-Bode übergeben

Ein Urgroßneffe der Heimatschriftstellerin Martha Köppen-Bode hat umfangreiches Material aus dem Nachlass der kirchlich engagierten Autorin an die Ostfriesische Landschaftsbibliothek übergeben.

Kai Nilson (r.) übergibt einen Bastkoffer aus dem Nachlass von Martha Köppen-Bode an Heiko Suhr von der Ostfriesischen Landschaftsbibliothek.
Kai Nilson (r.) übergibt einen Bastkoffer aus dem Nachlass von Martha Köppen-Bode an Heiko Suhr von der Ostfriesischen Landschaftsbibliothek.Werner Jürgens

Ein Bastkoffer aus Indien ist das wohl geheimnisvollste Objekt, das Kai Nilson der Ostfriesischen Landschaftsbibliothek überreicht hat. Er stammt aus dem Nachlass der 1866 geborenen Heimatschriftstellerin Martha Köppen-Bode. Sie gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den meistgelesenen ostfriesischen Autorinnen.

Kai Nilson ist ihr Urgroßneffe und hat nicht nur den Koffer, sondern auch andere Teile ihres Nachlasses gefunden und jetzt weitergegeben. Heiko Suhr, der Leiter der Landschaftsbibliothek spricht nach einer ersten Sichtung von „einem wahren Schatz, der in einem hervorragenden Zustand und in dieser Qualität sehr selten ist.“

Geprägt von christlicher Familientradition

Der Nachlass enthält unter anderem Bücher und Erstausgaben, teilweise mit handschriftlichen Kommentaren der Schriftstellerin. Aus der Zeit von 1931 bis 1943 liegt ein Tagebuch der Autorin bei. Hiervon verspricht sich Suhr Aufschlüsse über das Alltagsleben der durchaus kritischen Familie im Nationalsozialismus in Ostfriesland. Schließlich war die Autorin auch politisch und kirchlich engagiert.

Köppen-Bodes Werk war maßgeblich von der christlichen Tradition ihrer Familie und ihrer Heimatliebe geprägt. Zu ihren Lebzeiten veröffentlichte sie vier Romane, ein Theaterstück, dazu Erzählungen, Gedichte sowie Magazin- und Kalenderbeiträge.

Wichtige Impulse als Autorin bekam Martha Köppen-Bode von ihrer Schwester Gesina Hermanna, die gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Enno Schomerus für eine Weile in Indien missionarisch tätig war. Weil die Schwester an Heimweh litt, versuchte Martha sie in ihren Briefen mit Geschichten aus der ostfriesischen Heimat aufzumuntern. Manche ihrer Notizen aus dieser Zeit sind erkennbar in ihre schriftstellerische Arbeit eingeflossen.

Engagiert in Kirche und Politik

Gleich ihr erster Roman „Leute vom Moorrand. Charakterbilder aus Ostfrieslands Dorf und Heide“ sollte ihr erfolgreichstes Buch werden. Es erschien 1907 und wurde mehrfach neu aufgelegt.

Engagiert war Köppen-Bode nicht nur als Autorin, sondern auch in der Kirche und der Politik. Vor allem, nachdem sie 1900 in Warsingsfehn den verwitweten Pastor Paul Köppen heiratete.

Das Ehepaar Köppen stand dem Pietismus und der Inneren Mission nahe. Während Pastor Köppen 1914 einen Ortsausschuss für Jugendpflege ins Leben rief, übernahm seine Frau den Posten der Schriftführerin im Vorstand des Evangelischen Jungmädchenvereins Ostfriesland. 1913 wurde sie zur Jugendpflegerin des Kreises Leer berufen und 1920 bestätigt.

Den Regimetreuen die Kanzel verwehrt

1932 kandidierte sie bei der Wahl zum Preußischen Landtag auf einer Liste des Christlich Sozialen Volksdienstes (CSVD). Dem autoritären NS-Staat stand Martha Köppen-Bode zunächst „in froher Dankbarkeit“ wohlwollend gegenüber. Bald schlugen sie und ihr Mann sich jedoch auf die Seite der Bekennenden Kirche und verwehrten den regimetreuen Deutschen Christen sogar die Kanzel. Nachdem ein Mitglied seines Kirchenrates ihn denunziert hatte, wurde Paul Köppen 1938 von der Gestapo verhört. 1942 zog sich das Pastorenehepaar daraufhin nach Loga in sein neu erbautes Haus zurück.

Martha Köppen-Bode war bis ins hohe Alter aktiv. Sie hat selbst als über 90-Jährige regelmäßig Gedichte, Prosa und Texte zu ihrer Familiengeschichte verfasst. Manches davon, darunter ein um 1946 entstandener fünfter Roman mit dem Titel „Großmutter auf der Mühle“, blieb unveröffentlicht. Insofern darf man gespannt sein, was die Sichtung des Nachlasses, der neben Fotoalben jede Menge handgeschriebene Dokumente enthält, am Ende ans Licht bringen wird.

Zusätzliche Spannung verspricht, dass im übergebenen Fundus reichlich Material über Köppen-Bodes Vor- und Nachfahren ist. Die Wurzeln der Familie Schomerus, die zahlreiche Theologen hervorgebracht hat, reichen zurück bis ins 16. Jahrhundert.

Der Nachlass kann in der Ostfriesischen Landschaftsbibliothek in Aurich eingesehen werden.