Nachhaltigkeitsministerin sieht Deutschland in Vorreiterrolle

Die Vereinten Nationen wollen in der kommenden Woche eine Halbzeitbilanz der nachhaltigen Entwicklungsziele bis 2030 ziehen. Hilfsorganisationen sehen viele Ziele in weiter Ferne. Die Bundesregierung bleibt optimistisch.

Die Staatsministerin beim Bundeskanzler für nachhaltige Entwicklung, Sarah Ryglewski (SPD), sieht Deutschland in einer Vorreiterrolle für das Erreichen der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Auch wenn bisher nur ein kleiner Teil der Ziele der Agenda 2030 weltweit erreicht worden sei, halte sie nichts davon, schon jetzt mit Nachfolgedebatten für neue Ziele zu beginnen, sagte Ryglewski am Mittwoch in Berlin.

Stattdessen müsse die Energie dahin geleitet werden, die Halbzeitmarke zu verstärkten Anstrengungen für as Erreichen der bisherigen Ziele zu nutzen. „Sonst verlieren wir die Glaubwürdigkeit“, sagte Ryglewski. Es gebe große Erwartungen der Länder des Globalen Südens an Deutschland und die Länder des Globalen Nordens. „Es ist erst Halbzeit. Jetzt die Hände in den Schoß zu legen, wäre falsch, auch wenn der Start nicht so ganz gelungen ist“, betonte die Nachhaltigkeitsministerin. Sie äußerte sich bei einer Diskussionsveranstaltung „Endspurt für die SDG“, die der entwicklungspolitische Dachverband Venro veranstaltete.

Mit der Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen im Jahr 2015 insgesamt 17 globale Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) bis zum Jahr 2030 formuliert, darunter Armut und Hunger weltweit zu beenden, den Klimaschutz umzusetzen sowie menschenwürdige Arbeit mit nachhaltigem Wirtschaftswachstum zu verbinden. Am Montag und Dienstag wollen die Vereinten Nationen in New York bei einem Nachhaltigkeitsgipfel eine Zwischenbilanz ziehen. Dazu wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erwartet.

Die Halbzeitbilanz für das Erreichen der SDG falle negativ aus, sagte der stellvertretende Venro-Vorsitzende, Carsten Montag. Nur etwa zwölf Prozent der Zielmarken seien bisher erreicht. Aktuell litten mehr als 800 Millionen Menschen unter chronischem Hunger. Fast 660 Millionen lebten unter der Armutsgrenze mit knapp zwei Dollar pro Tag.

Montag kritisierte, die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bestätigten in dem bisherigen Entwurf einer Abschlusserklärung des Gipfels in New York nur das, „was sie schon seit Jahren umsetzen wollen“. Deutschland und die Länder des Globalen Nordens sollten sich der negativen Auswirkungen ihrer Politik auf Länder des Globalen Südens bewusst werden und sie überwinden, forderte Montag.

Zum entwicklungspolitischen Dachverband Venro gehören nach eigenen Angaben 144 Organisationen, darunter die kirchlichen Hilfswerke Brot für die Welt, Misereor und Caritas International sowie Fairtrade Deutschland, Oxfam, die AWO, der Paritätische Gesamtverband, die Welthungerhilfe und der Arbeiter-Samariter-Bund.