Nach acht Jahren: Archäologische Staatssammlung öffnet wieder

20 Millionen Objekte hätte die Archäologische Staatssammlung München zu bieten. Mehr als 15.000 sind in der neuen Dauerausstellung zu sehen. Erholung verspricht die hauseigene Rooftop Bar mit Blick zum Englischen Garten.

Archäologie – das mag für manche nicht so spannend klingen. Doch fällt der Name Indiana Jones, kommt einem sofort der Abenteurer Harrison Ford mit seinem markanten Hut in den Sinn. Seine Art, sich wertvolle Dinge anzueignen, würde einem Haus wie der Archäologische Staatssammlung München jedoch eher Probleme als Freude bereiten. Denn ob man diese hinterher behalten dürfte, wäre mehr als fraglich. Mit seinen 20 Millionen Objekten besitzt man aber eh schon die größte Sammlung eines Museums in Bayern. Nach acht Jahren Sanierung samt Neubauarbeiten wurde es am Montag wiederöffnet.

Um das aus den 1970er Jahren stammende Gebäude auf Vordermann zu bringen, wandte der Freistaat 66 Millionen Euro auf. Nun ist das Museum nicht nur energetisch und barrierefrei auf dem neuesten Stand. Das renommierte spanische Architekturbüro Nieto Sobejano Arquitectos erweiterte den Eingangsbereich und errichtete unterirdisch einen neuen 600 Quadratmeter großen, stützenfreien Raum für Sonderausstellungen. Für die inhaltliche Neugestaltung sorgte das Atelier Brückner aus Stuttgart. Die Schwaben sind auch mit Projekten wie dem Museum of London und dem Grand Egyptian Museum in Gizeh betraut.

Mumien gibt es in München auch zu sehen, etwa die berühmte Moorleiche aus dem Peiting (13. bis 14. Jahrhundert nach Christus). Ihre letzte Ruhe hat die Frau in einem Glassarg gefunden. Ihre Stiefel waren aus zwei verschiedenen Lederarten gemacht. Für den Schaft verwendete man ein weiches Ziegen-, für die Sohlen ein robustes Rindsleder, wie eine Infotafel verrät. Besucher hat die Möglichkeit, den Unterschied an entsprechenden Beispielen selbst zu erfühlen. An vielen Vitrinen befinden sich zudem QR-Codes, um übers Handy noch mehr Details zu den jeweiligen Exponaten zu erfahren.

Aufgepeppt werden die Stücke durch Zeichnungen des Münchner Comic-Künstlers Frank Schmolke. Eine Vitrine mit Schalen und Gefäßen, die bei einem römischen Abendessen gereicht wurden, wirkt dann so, als ob sie auf einem Tisch eines Speisezimmers stehen würde. Derweil hat es sich der Herr des Hauses in seiner weißen Toga auf der Liege bequem gemacht macht und prostet lässig seiner Gattin mit einem Becher Wein zu.

Wie der Boden eines Speisesaals ausgesehen haben mag, zeigt das im Landkreis Eichstätt gefundene Mosaik aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Dargestellt sind mythologische Seewesen und Delfine sowie eine Hirschjagd.

Der Museumsgast erhält bei Rundgang 1 erst einen Einblick in die bayerische Grabungslandschaft und in die Arbeit der Archäologinnen und Archäologen. Diese hat heute angesichts der vielen technischen Möglichkeiten allerdings mehr mit „CSI“ als Indiana Jones zu tun, wie selbst der für Film und Geschichte zu begeisternde Ministerpräsident einräumte. Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur werden so deutlich, genauso wie zum Wirtschaftsleben und gesellschaftlichen Entwicklungen.

Rundgang 2 entführt in eine Art begehbares Archiv, in dem Höhepunkte entdeckt werden können. Beim jüngsten Objekt der Sammlung handelt es sich um ein Serviergeschirr. Es stammt aus dem ehemaligen Münchner Cafe Deistler, das 1945 verschüttet wurde. Aufgetaucht ist es bei Ausgrabungen am Marienhof 2012. Das älteste Stück ist dagegen ein Faustkeil aus der Zeit um 100.000 bis 10.000 vor Christus. Zu den besonderen Stücken wird auch ein Mammutstoßzahnfragment gezählt sowie eine Reitermaske der römischen Kaiserzeit aus Straß-Moos im Stil eines Alexanderporträts.

Die Jahre überdauert hat auch eine keltische Geldbörse. Von den Kelten weiß Direktor Rupert Gebhard zu berichten, dass man sehr viele Schlüssel gefunden habe. Sobald die Menschen nämlich Siedlungen gegründet und sich niedergelassen hätten, habe man angefangen sein Hab und Gut wegzusperren. Sicher ist eben sicher.