Moorforscherin und Schnelllade-Pionier nehmen Umweltpreis entgegen
Die Greifswalder Moorforscherin Franziska Tanneberger (46) und der Elektrotechnik-Ingenieur Thomas Speidel aus Nürtingen bei Stuttgart werden am Sonntag in Mainz mit dem Deutschen Umweltpreis geehrt. Beide teilen sich das Preisgeld in Höhe von 500.000 Euro, wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück mitteilte. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird ihnen die Auszeichnung in einer Feierstunde überreichen. Die Umweltstiftung vergibt die Auszeichnung, die zu den höchstdotierten in Europa zählt, jährlich.
Der Generalsekretär der Stiftung, Alexander Bonde, lobte Speidel als „Wegbereiter für klimaschonende Elektromobilität“. Als Geschäftsführer der Firma ads-tec Energy habe er innovative Batteriesysteme zum Schnellladen entwickelt. Franziska Tanneberger ermittle gemeinsam mit Landwirten neue Nutzungsperspektiven für Moore. „Moorschutz und Moornutzung sind für sie kein Widerspruch. Sie setzt sich für die zukunftsfähige Nutzung nasser Moore ein“, sagte Bonde.
Speidel erläuterte, mit seinen Schnellladern dauere das Stromtanken nur Minuten statt Stunden. Sie seien zudem eine Art Multi-Tool, das wie ein „Schweizer Taschenmesser der Energiewende“ funktioniere. Die Batteriespeicher sicherten lokal erzeugte Sonnenenergie, stabilisierten das Netz und vermieden überall dort Strom-Engpässe, wo es am Netzausbau hapere. Die neuen Batteriesysteme könnten dazu beitragen, den raschen, flächendeckenden Ausbau der derzeit noch überschaubaren Ladeinfrastruktur für Elektroautos voranzubringen, erläuterte der Ingenieur, der seit 2016 auch Präsident des Bundesverbands für Energiespeichersysteme ist.
Die international renommierte Moorforscherin Tanneberger gilt den Angaben zufolge als treibende Kraft bei der Revitalisierung von Mooren. Die Co-Leiterin des Greifswald Moor Centrums sei zugleich eine Brückenbauerin zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft. Sie nutze ihre Netzwerke, um nasse Moore als Kohlenstoffspeicher sowie als Klima- und Biodiversitätsschützer zu rühmen.
Allerdings seien allein in Deutschland mehr als 90 Prozent der Moore trockengelegt, so dass aus ihnen klimaschädliche Treibhausgase (THG) entwichen, beklagte Tanneberger. Diese verursachten bundesweit sieben Prozent der THG-Emissionen und seien verantwortlich für einen großen Verlust der Artenvielfalt.