Mehr als 750 Jahre nach ihrer Entstehung sind mehrere kostbare mittelalterliche Handschriften an ihren Ursprungsort in Hildesheim zurückgekehrt. Die Hildesheimer Dombibliothek hat von der Abtei Ampleforth in England einen entsprechenden Sammelband erworben, wie die Kulturstiftung der Länder am Donnerstag in Berlin mitteilte. Die Stiftung fördert den Ankauf mit 41.519 Euro. Nach Angaben der katholischen Dombibliothek deckt dieser Betrag die gesamten Erwerbungskosten. Die Dombibliothek präsentierte die Pergament-Handschriften am Donnerstagabend der Öffentlichkeit.
Die mehr als 50 handgeschriebenen Texte seien zwischen der Mitte des 13. und der Mitte des 14. Jahrhunderts im Hildesheimer Benediktinerkloster St. Godehard angefertigt worden, erläuterte die Stiftung. Es handele sich um ein eindrucksvolles Zeugnis niedersächsischer Klosterkultur im Hoch- und Spätmittelalter. Der Neuerwerb ermögliche einen tiefen Einblick in die seelsorgerliche und spirituelle Praxis der Benediktiner im Zuge spätmittelalterlicher Klosterreformen.
Vermutlich um das Jahr 1500 seien die Handschriften im St.-Godehard-Kloster zu einem Sammelband zusammengefasst worden, hieß es. Darin enthalten sind den Angaben zufolge unter anderem 52 Sonntagspredigten, ein Priester-Handbuch, Heiligenlegenden sowie Redensarten und Weisheiten. Die Hildesheimer Dombibliothek verwahrt heute den größten Teil des Bestandes aus der ehemaligen Bibliothek des Klosters St. Godehard. Dieser könne nun mit dem Erwerb des Sammelbandes entscheidend ergänzt werden.
Der Sammelband gelangte den Angaben zufolge vermutlich im 17. Jahrhundert als Geschenk in den Besitz des nahe gelegenen Kloster Lamspringe, in dem englische Benediktiner lebten. Diese waren nach der Auflösung der Orden in ihrer Heimat auf den Kontinent geflohen. Nach der Säkularisierung des Klosters im Jahr 1803 kehrten die Mönche mit einem Großteil ihrer Handschriften nach Großbritannien zurück. Dort war der Sammelband über zwei Jahrhunderte Teil der Klosterbibliothek der katholischen Abtei Ampleforth.