Mehrere Hunderttausend bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus

In ganz Deutschland haben am Wochenende erneut mehrere Hunderttausend Menschen friedlich gegen Rechtsextremismus demonstriert. In Berlin gingen nach Polizeiangaben mehr als 150.000 Menschen auf die Straße. Die Veranstalter sprachen von rund 300.000 Demonstrierenden. Zu der Kundgebung „#WirSindDieBrandmauer“ auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude hatte das Bündnis „Hand in Hand – Jetzt solidarisch aktiv werden!“ aufgerufen. Vor dem Bundestag reichten sich Demonstrantinnen und Demonstranten die Hände zu einer Menschenkette. Den Aufruf „#WirSindDieBrandmauer“ haben bislang mehr als 1.870 Organisationen bundesweit unterzeichnet.

Redner zahlreicher Organisationen forderten in Berlin die Verteidigung der Demokratie und einer solidarischen Gesellschaft. Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer rief dazu auf, gegen die Gleichgültigkeit aufzustehen: „Demokratie hat man nicht. Demokratie lebt man.“ Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, sagte, jetzt sei die Zeit, für die Vielfalt im Land einzustehen. Am Bühnenprogramm beteiligten sich unter anderem die Band Deichkind, die Rapperin Nina Chuba und die Sängerin Malonda auf.

Am Sonntag gingen ebenfalls Tausende Menschen auf die Straße, darunter in Bremen, Bonn und Magdeburg. In Bremen kamen nach Polizeiangaben etwa 16.500 Menschen zu einer Demonstration zusammen, in Wesel demonstrierten demnach rund 5.000 Menschen in der Innenstadt, in Grevenbroich, Leichlingen und Hürth jeweils 1.500. In Bonn rief die interreligiöse „Initiative für Respekt und Zusammenhalt“ zu einer Kundgebung gegen Hass und Hetze, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit auf, an der sich 1.000 Menschen beteiligten.

Am Samstag fanden größere Kundgebungen etwa in Dresden, Freiburg, Nürnberg, Augsburg und Saarbrücken statt. In Dresden kamen dem Veranstalterbündnis zufolge rund 30.000 Menschen auf dem Theaterplatz zusammen und liefen dann durch die Altstadt. Sachsens evangelischer Landesbischof, Tobias Bilz, betonte die unbedingte Notwendigkeit, sich gegenseitig zu respektieren und zusammenzustehen. Er forderte: „Gleiche Freiheit und Würde für alle!“

Auch in Freiburg zählte die Polizei rund 30.000 Demonstrantinnen und Demonstranten. Die größte Kundgebung in Bayern fand mit 25.000 Teilnehmenden in Nürnberg statt, wie die Polizei dem epd sagte. In Augsburg kamen der Behörde zufolge etwa 24.000 Menschen zusammen, in Würzburg laut Veranstaltern mehr als 10.000.

In Saarbrücken beteiligten sich nach Angaben der Organisatoren über 15.000 Demonstrantinnen und Demonstranten an einer Kundgebung, die Polizei sprach von 10.000. In Hannover bildeten laut Polizei etwa 7.000 Menschen eine Kette um den Niedersächsischen Landtag. Das Bündnis „Bunt statt Braun“, das zu der Aktion aufgerufen hatte, zählte 10.000.

In Mainz kamen über 5.000 Menschen zu einer Kundgebung zusammen. Bereits am Freitagabend hatten nach Polizeiangaben rund 4.000 Menschen in Simmern im Hunsrück gegen den Besuch von AfD-Chefin Alice Weidel demonstriert. Auch in mehreren hessischen Städten gab es Proteste gegen die AfD und das Erstarken rechtsextremer Kräfte. In Kassel zählte die Polizei über 5.000 Teilnehmer, in Darmstadt rund 1.200.

In Nordrhein-Westfalen fanden sich Menschen zu Kundgebungen und Demonstrationen unter anderem in Bochum, Köln, Erkelenz, Krefeld und Münster ein. In Krefeld beteiligten sich nach Polizeiangaben rund 7.500 Menschen an einem Demonstrationszug. Etwa 1.500 Menschen protestierten in Erkelenz (Kreis Heinsberg) gegen Rechtsextremismus.

Bundesweit waren am Wochenende laut Internetplattform „Zusammen gegen Rechts“ über 100 Demonstrationen angemeldet. Auch am Freitag fanden zahlreiche Protestkundgebungen statt.

Bereits seit Wochen gehen bundesweit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Auslöser der Protestwelle im Januar war eine „Correctiv“-Recherche über ein Treffen von AfD-Vertretern mit Neonazis und Unternehmern Ende November. Dabei war über die massenhafte Ausweisung von Menschen mit Migrationsgeschichte gesprochen worden.