Mehr Theologie, mehr Profil: Was beim Kirchentag Hannover neu ist

Der Kirchentag muss sich verändern, um eine gesellschaftliche Größe zu bleiben. Ein Jahr vor dem nächsten Treffen in Hannover stellen die Macherinnen und Macher neue Ideen vor.

„Mutig – stark – beherzt“ heißt das Motto des nächsten Kirchentags in Hannover.
„Mutig – stark – beherzt“ heißt das Motto des nächsten Kirchentags in Hannover.Sven Kriszio

Der Deutsche Evangelische Kirchentag beginnt mit einem Lächeln. So kündet es das Kampagnenmotiv an, ein Mund mit pinken geschwungen Lippen, das Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund und Generalsekretärin Kristin Jahn jüngst in Hannover vorgestellt haben – ein Jahr vor dem Kirchentag, der unter dem Motto „mutig – stark – beherzt“ vom 30. April bis 4. Mai 2025 in der niedersächsischen Landeshauptstadt stattfinden wird.

Doch so fröhlich-optimistisch das im Pop-Art-Stil gestaltete Motiv daherkommt, so sehr scheint eine inhaltliche Weiterentwicklung des Treffens geboten, wenn es weiterhin Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen haben will. Denn zuletzt bröckelte die Zahl der Teilnehmenden auf rund 70.000, insgesamt scheint die gesellschaftliche Bedeutung der „Zeitansage“ im Schwinden begriffen.

Es sollen auch Themen wegfallen

Die Kirchentagsmacherinnen und -macher sprechen selbst von einem nötigen „Reformprozess des Kirchentags“ und deuten Neuerungen an. „Wir wollen mehr Theologie auf die Bühnen bringen und auch Themen weglassen, um unser Profil zu schärfen“, so die Generalsekretärin. Noch sei das Programm allerdings in Arbeit und die Teilnehmenden offen. Und so sind es allenfalls Begriffe wie „Vielfalt“, „Offenheit“ und „Zusammenhalt“, die eine Ahnung der inhaltlichen Weiterentwicklung geben.

Der Kirchentag soll ein „Diskursraum“ sein, hofft die Generalsekretärin. „Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen.“ So sollen Bibelarbeiten wie schon beim Kirchentag in Nürnberg als Trialoge von Christen, Juden und Muslimen angeboten werden. Neu sind diese Bemühungen nicht. Doch der Gedanke, nicht nur Christen zusammenzubringen, wird genauso entscheidend für die Zukunft des Kirchentags sein wie die Beteiligung junger Menschen.

Hoffnung auf Diskussionen wie am Küchentisch

Von einer „Einladung zum Mitmachen und zum Einmischen“ spricht denn auch die Kirchentagspräsidentin. „Es geht um Fragen, die an jedem Küchentisch verhandelt werden“, so Siegesmund. Alle sollen sich bei den Diskussionen um Frieden, Freiheit, Demokratie und Zusammenhalt auf „Augenhöhe“ einbringen können. Entscheidend für das Ringen um Lösungen sei nicht, wo jemand herkomme oder an wen er glaube, sondern wo jemand hinwolle. Als weitere Neuerung soll erstmals etwas Bleibendes entstehen, das über den Kirchentag hinausreiche, kündigte die Kirchentagspräsidentin an. Auch bei der eigenen Klimaneutralität wolle man vorankommen.

Als nächster Termin des Kirchentags steht nun allerdings zunächst eine Forschungswerkstatt in Greifswald zur friedensethischen Debatte in Ost und West an. In diesem Rahmen will die Nordkirche zu einem Fest einladen.