Kirchentag: Was hinter dem großen Christentreffen steckt

Der erste Kirchentag fand 1949 in Hannover statt – als Laientreffen auf Initiative eines Theologen. Seitdem sind von den Veranstaltungen viele Impulse ausgegangen, nicht nur in Sachen Frieden.

Im Juni 2019 fand der Kirchentag in Dortmund statt
Im Juni 2019 fand der Kirchentag in Dortmund stattepd-bild / Thomas Lohnes

Der evangelische Kirchentag findet seit 74 Jahren an wechselnden Orten statt: Vom 7. bis 11. Juni ist der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg zu Gast. Er steht unter dem Leitwort „Jetzt ist die Zeit“, das auf einen Bibelvers aus dem Markus-Evangelium im Neuen Testament verweist. Etwa 100.000 Teilnehmer werden erwartet. Präsident des Nürnberger Kirchentages ist der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière (CDU), das zentrale Büro des Kirchentages in Fulda leitet Generalsekretärin Kristin Jahn.

Gegründet wurde der evangelische Kirchentag 1949 in Hannover als große Laienbewegung. Gemeinsam mit Freunden initiierte damals der Theologe Reinhold von Thadden-Trieglaff die von der Amtskirche unabhängige Bewegung. Bis 1964 war er auch deren Präsident. Bis 1954 fand der Kirchentag jährlich statt, seit 1957 wird er alle zwei Jahre gefeiert. Mit dem zeitlichen Abstand sollte ein jährlicher Wechsel mit dem Katholikentag ermöglicht werden. In Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gab es bisher drei Ökumenische Kirchentag:

  • Die Premiere fand 2003 in Berlin statt. Einer der Höhepunkte war der Besuch des Dalai Lama. Den Abschlussgottesdienst vor dem Reichstag besuchten etwa 200.000 Menschen.
  • Die zweite Auflage folgte 2010 in München unter dem Motto „Damit ihr Hoffnung habt“. Etwa 125.000 Dauerbesucher kamen. Von ihnen waren mehr als die Hälfte evangelisch.
  • Der dritte Ökumenische Kirchentag ging 2021 in Frankfurt am Main über die Bühne. Wegen der Pandemie wurde er zum großen Teil digital gefeiert. Der Eröffnungsgottesdienstes fand auf dem Dach eines Parkhauses statt.

Kirchentag gab’s auch in der DDR

Auch in der DDR fanden Kirchentage statt. Als sich das Verhältnis zwischen Kirche und SED-Staat in den 1970er Jahren entspannte, gab es weniger Einschränkungen für kirchliche Großveranstaltungen.

Von den Deutschen Evangelischen Kirchentagen gingen viele Anregungen und Initiativen aus. 1961 begann in Berlin der Dialog zwischen Juden und Christen, 1965 fand in Köln ein viel beachtetes evangelisch-katholisches Gespräch statt. Auch Diskussionen zur Überwindung der deutschen Teilung sowie zu Friedens- und Umweltthemen nahmen auf Kirchentagen ihren Ausgang.

Die Verschränkung von theologischen mit gesellschaftlichen Themen setzt sich auch in der Gegenwart fort. Fragen nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, Demokratie, Gerechtigkeit, militärischer Aufrüstung, Frieden und Ökonomie gehören zur Debattenkultur auf Kirchentagen. Der Kirchentag will die jeweils wichtigsten gesellschaftlichen Themen der Gegenwart spiegeln.

Der Kirchentag 2019 in Dortmund stand im Zeichen der Seenotrettung im Mittelmeer. Der Kirchentag 2025 findet in Hannover statt.