Vernachlässigte Tropenkrankheiten breiten sich weiter aus

Weltweit sind mehr als 1,6 Milliarden Menschen durch tropische Krankheiten bedroht. Der Welttag der vernachlässigten Tropenkrankheiten macht darauf aufmerksam.

Das von der Tigermücke übertragene Dengue-Fieber hat den Mittelmeerraum erreicht
Das von der Tigermücke übertragene Dengue-Fieber hat den Mittelmeerraum erreichtImago / blickwinkel

Durch den Klimawandel breiten sich sogenannte vernachlässigte Tropenkrankheiten einem Experten zufolge weiter aus. „Das von Moskitos übertragene Dengue-Fieber hat den Mittelmeerraum erreicht, die Wurmerkrankung Bilharziose gibt es mittlerweile auch auf Korsika“, sagte der Tropenmediziner Jürgen May dem Evangelischen Pressedienst (epd). Vor allem jedoch träfen die vernachlässigten Tropenkrankheiten, kurz NTDs (neglected tropical diseases) genannt, weiterhin die ärmsten Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika. „Obwohl hier die Krankheiten weit verbreitet sind, wird ihre medizinische Versorgung oft immer noch vernachlässigt“, sagte der Leiter des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Zum Welttag gegen NTDs forderte er mehr Unterstützung zu ihrer Bekämpfung.

Weltweit 21 vernachlässigte Tropenkrankheiten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet insgesamt 21 NTDs, darunter Lepra, Tollwut, Krätze, Bandwurmerkrankungen und Schlangenbissvergiftungen. Weltweit seien mehr als eine Milliarde Menschen von diesen Krankheiten betroffen, weitere 1,6 Milliarden Menschen seien bedroht. „Nicht immer führen die Erkrankungen direkt zum Tod, sondern auch zu Behinderungen, Entstellung, Arbeitsunfähigkeit und Ausgrenzung“, sagte May. NTDs werden durch Bakterien, Viren oder Parasiten verursacht. „Für viele dieser Krankheiten gibt es zwar Behandlungsmöglichkeiten und für wenige sogar Impfungen, zu denen Betroffene aber oft keinen Zugang haben“, sagte der Tropenmediziner. Es sei ein Teufelskreis aus Armut und Krankheit. Ein Hauptproblem sei die mangelnde medizinische Versorgung.

Es fehlt an finanziellen Mitteln

Es fehlten die finanziellen Mittel für die Forschung. „Auch in der Forschung fließt das Geld vor allem in die Pandemie-Studien, NTDs bleiben eher außen vor“, kritisierte May. Das schlechte Gesundheitssystem in ärmeren Ländern könne zudem ein Nährboden für künftige Pandemien oder Zoonosen sein. NTDs seien auch ein Faktor für Migration und verhinderten, dass betroffene Länder zu Wirtschaftspartnern aufsteigen können.