Medien: Umweltprotest in Serbien von Russland instrumentalisiert

Seit Wochen demonstrieren Zehntausende Serben gegen einen umstrittenen Lithium-Deal mit der EU. Jetzt sollen ausgerechnet westliche Regierungen die Stimmung gegen das Projekt anheizen – behauptet zumindest Russland.

Proteste gegen den geplanten Abbau von Lithium in Serbien werden zunehmend zum geopolitischen Spielball. Mehrere serbische Regierungsvertreter, darunter Präsident Aleksandar Vucic, beschuldigen nun den Westen, die Umweltproteste anzuheizen, wie örtliche Medien berichten. Auch Russland soll seine Hand im Spiel haben.

“Jede Behauptung, die USA würden sich in serbische Proteste einmischen oder Bewegungen gegen die serbische Regierung unterstützen, ist falsch”, teilte das US-Außenministerium auf Anfrage serbischer Medien mit. Zugleich sei es “nicht überraschend”, dass Russland die derzeitige Stimmung in dem Westbalkan-Land ausnutze, um seinen Einfluss auszuweiten. Derartige Politik betreibe Moskau “weltweit”.

Zuvor hatte Serbiens stellvertretender Ministerpräsident Aleksandar Vulin russischen Geheimdiensten für Warnungen gedankt, wonach Regierungsgegner in Serbien einen Umsturz planten. Für Aufsehen sorgte laut Berichten auch Präsident Vucic mit der Aussage, aus dem Westen seien zuletzt bis zu 100 Millionen Euro an Umweltorganisationen geflossen; Ziel sei die Schwächung seiner Regierung gewesen. Serbien gilt sowohl als Verbündeter der EU als auch Moskaus.

Seit mehreren Wochen gehen Umweltaktivisten und Bürger in Serbien auf die Straße, um gegen das umstrittene Lithium-Projekt des Konzerns Rio Tinto zu demonstrieren. Im Juli hatten die Regierung in Belgrad und die EU in Anwesenheit des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD) eine Absichtserklärung über die gemeinsame Lithium-Wertschöpfung unterzeichnet.

Europa braucht das seltene Metall, um für seine Energiewende unabhängiger von China zu werden. Kritiker fürchten jedoch, dass es beim Herauslösen des Rohstoffs aus dem Gestein zu verheerenden Umweltfolgen kommt.