Margot Käßmann zum Taurus-Streit: Nicht zur Kriegspartei werden!

In der Debatte um die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine hat die Theologin Margot Käßmann eine klare Meinung: „Als Pazifistin bin ich dagegen“. Was sie von Kirche erwartet.

Im Februar vergangenen Jahres spricht Margot Käßmann in Köln auf einer Demonstration für den Frieden
Im Februar vergangenen Jahres spricht Margot Käßmann in Köln auf einer Demonstration für den FriedenImago / Panama Pictures

Sie sind (vermutlich) gegen die Taurus-Lieferung für die Ukraine. Warum?
Margot Käßmann:
Als Pazifistin bin ich grundsätzlich gegen die Lieferung von Waffen, zumal in ein Kriegsgebiet. Als Deutsche halte ich es für wichtig, nicht mehr und mehr zur Kriegspartei zu werden und schon gar keine Angriffswaffen zu liefern, die russisches Gebiet erreichen können. Wenn Herr Kiesewetter erklärt „Der Krieg muss nach Russland getragen werden“, halte ich das für eine sehr gefährliche Position. Als Christin ist mir die Bergpredigt wegweisen: „Selig sind, die Frieden stiften.“

Führende Grünen-Abgeordnete fordern die Taurus-Lieferung. Was macht das mit Ihnen?
Ich bin enttäuscht von einer Partei, die ja auch aus der Friedensbewegung hervorgegangen ist. Was wir jetzt dringend brauchen, sind doch besonnene Menschen, die sich um aktive Friedenspolitik, diplomatische Konzepte und klare Deeskalation bemühen.

Welche Tendenz beobachten Sie innerhalb der Kirche? Was hat sich geändert und was wünschen Sie sich?
Bei den Gottesdiensten, die ich in den letzten Wochen gehalten und besucht habe, erlebe ich viele Christinnen und Christen, die große Sorge haben, dass sich der Krieg ausweitet und daher auf klare Stimmen für den Frieden aus dem Raum der Kirchen hoffen.

Pazifistische Positionen werden nicht mehr so heftig diffamiert wie zu Anfang des Angriffskriegs auf die Ukraine, weil nach über zwei Jahren deutlich wird: Immer noch mehr Waffen bringen immer noch mehr Tote, aber keinen Waffenstillstand und schon gar keine Lösung. Ich wünsche mir gerade auch zum Osterwochenende, dass die Kraft der Osterbotschaft, hörbar wird: Der Tod hat nicht das letzte Wort!