Margot Käßmann: Waffenlieferung bedeutet weitere Eskalation

„Bedrückend“ findet die Theologin die Tatsache, dass Deutschland Leopard-Panzer an die Ukraine liefern will. Für sie müsste eine ganz andere Frage im Mittelpunkt stehen.

Margot Käßmann kritisiert die Panzerlieferungen an die Ukraine
Margot Käßmann kritisiert die Panzerlieferungen an die UkraineImago / APress

Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sieht die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine kritisch. Für sie sei das „bedrückend“, sagte Käßmann im Interview mit dem Nachrichtenradio MDR Aktuell. Es bedeute einen weiteren Schritt der Eskalation.

Dabei sei lange Zeit beschwichtigt worden, es würden nur Verteidigungs- und keine Angriffswaffen geliefert, sagte Käßmann. Sie frage sich nun: „Wie lange soll das noch weitergehen?“ Dabei müsse ihrer Meinung nach doch vielmehr erörtert werden: „Wie können die Waffen schweigen?“ „Wie kommen wir da raus aus diesem Krieg?“ Statt immer mehr Waffen brauche es Deeskalation.

Angst um die Enkelkinder

Zugleich betonte die evangelische Theologin, berechtigt sei auch die Meinung, mit Waffen Menschenleben zu schützen. „Aber ich finde, dass in unserem Land und in meiner Kirche auf die Stimmen gehört werden muss, die beschwichtigen“, sagte Käßmann. Es dürften nicht diejenigen niedergemacht werden, die sich für Behutsamkeit, Exit-Strategien, Diplomatie, Waffenstillstand und Deeskalation aussprächen.

„Wir haben 21 Kriege, die im Moment in der Welt toben. Und wenn sie die alle durch weitere Waffen deeskalieren wollen, dann habe ich Angst um die Zukunft meiner Enkelkinder“, sagte die Theologin. Auch sprach sie sich dafür aus, mit der russischen Zivilgesellschaft in Kontakt zu bleiben. Sie wolle diejenigen stützen, die „unter allerschwierigsten Bedingungen“ in Russland für Demokratie eintreten würden.