Landesrabbiner William Wolff mit 93 Jahren gestorben

Er pendelte zwischen seinem Wohnort London und Mecklenburg-Vorpommern. Mit seinem bewegten Leben schaffte es Wolff sogar auf die große Leinwand.

Landesrabbiner William Wolff in Schwerin im Dezember 2008. Ihm ist eine Doku gewidmet
Landesrabbiner William Wolff in Schwerin im Dezember 2008. Ihm ist eine Doku gewidmetRainer Cordes / epd

Schwerin. Der langjährige Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern, William Wolff, ist im Alter von 93 Jahren in London gestorben. Mit seiner Offenheit und Erfahrung habe Wolff erheblich zur Verständigung zwischen Juden und Nicht-Juden beigetragen, sagte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Mit seiner Rückkehr nach Deutschland habe er einen großen Beitrag zur Entwicklung des jüdischen Lebens in Mecklenburg-Vorpommern geleistet. Er sei ein Religionslehrer mit großem Wissen und feinem Humor gewesen. Wolff ist Ehrenbürger der Hansestadt Rostock und der Landeshauptstadt Schwerin. Er war von 2002 bis 2015 Landesrabbiner in Mecklenburg-Vorpommern.

Als Wilhelm Wolff wurde er am 13. Februar 1927 in Berlin geboren. Im Herbst 1933 emigrierte seine Familie nach Amsterdam und von dort 1939 nach London. Wolff war von 1944 an in Großbritannien als Journalist tätig. Er war unter anderem Ressortleiter beim „Daily Mirror“ und in den 1970er Jahren häufiger Gast im „Internationalen Frühschoppen“ der ARD.

Mit 57 Jahren ordiniert

1979 begann Wolff am Leo Baeck College in London seine Ausbildung zum Rabbiner. 1984 wurde er ordiniert und leitete unter anderem die Gemeinden der West London Synagoge, in Newcastle upon Tyne, in Milton Keynes, in Reading und Brighton sowie in Wimbledon.

Im April 2002 wurde er zum Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern berufen, wo er die jüdischen Gemeinden in Schwerin und Rostock betreute. Meist flog er für einige Tage in der Woche von seinem Wohnort London ein.

„Beherzter Seelsorger“

Am 25. Oktober 2006 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät der Universität Greifswald, ein Jahr später das Bundesverdienstkreuz. Seine Aufgabe als Landesrabbiner endete Ende März 2015, er war aber weiterhin ehrenamtlich tätig. Bekannt wurde er auch durch „Rabbi Wolff“, einen Dokumentarfilm über sein Leben, der auch in Kinos lief.

„Ein so beherzter Seelsorger, Lehrer und Botschafter wie er war für unser Land ein Segen“, sagte MV-Justizministerin Katy Hoffmeister (CDU), die auch für Religionsfragen zuständig ist. Sein Optimismus sei ansteckend und seine Geschichte bewegend gewesen. „Durch ihn hat sich jüdisches Leben in unserem Land wieder etabliert.“ Wolff sei ein Mann des Friedens und der Versöhnung gewesen. Als Zeitzeuge habe er sich an Schulen und Universitäten den Diskussionen zum Antisemitismus gestellt. (epd/tt)