Kulturkirche in Buchholz zeigt Wanderausstellung über Arp Schnitger

In St. Johannis Buchholz würdigt eine Ausstellung den bedeutenden Orgelbauer des Barock, Arp Schnitger. Das war die Idee eines Gemeindemitglieds, das die Schau in die Nordheide geholt hat.

Arp-Schnitger-Orgel in St. Peter und Paul in Cappel.
Arp-Schnitger-Orgel in St. Peter und Paul in Cappel.Anita Beimert, wikimedia

Keine Orgel klingt wie die andere. Jedes Instrument verfügt über seine eigene, individuelle Klangfarbe, abhängig vom Erbauer und der Epoche. Besonders deutlich wird das bei den Instrumenten von Arp Schnitger, der zu den bedeutendsten Orgelbauern der Barockzeit gilt. Was ihn und seine Werke ausmacht, zeigt die Kulturkirche St. Johannis in Buchholz in einer besonderen Ausstellung.

Bis zum 13. März ist die Ausstellung „Arp Schnitger – Leben und Werk in Geschichte und Gegenwart“ zu sehen. Dazu gibt es ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Veranstaltungen. „Wir wollen orgelbegeisterte Menschen ansprechen und Menschen für die Orgel und für Orgelmusik begeistern“, sagt Pastor Ulrich Billet.

Ausstellung für einen ganz Großen

„Arp Schnitger ist für den Orgelbau ein ganz Großer“, umschreibt der Buchholzer Pastor. Um die 170 Orgeln hat Schnitger neu erbaut oder wesentlich umgebaut, seine Schüler setzten die Schnitger-Schule in Nord- und Mitteldeutschland, in den Niederlanden und Skandinavien fort. Etwa 30 Instrumente sind heute noch erhalten, die als Arp-Schnitger-Orgeln bezeichnet werden können – viele wurden zerstört oder komplett umgebaut und so dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Denn Schnitger-Orgeln haben eben auch musikalische Einschränkungen: Es sind Instrumente der Barockzeit.

„Literatur für diese Orgeln hört bei Mendelssohn auf“, erläutert Billet. Gerade Stücke der Romantik sind auf ihr kaum spielbar. Werke von französischen Komponisten wie César Franck, die Billet besonders schätzt, lassen sich so nicht darstellen, „erst moderne Komponisten wie Hindemith gehen wieder“.

Auch Ulrich Billet hat zu Arp Schnitger eine ganz besondere Verbindung. Der Theologe, der lange als Kirchenmusiker und Konzertorganist tätig war, hat einst auf der Schnitger-Orgel in der Hamburger St.-Jacobi-Kirche Unterricht bekommen und gespielt. Dennoch: Auf die Idee, ausgerechnet in Buchholz an Schnitger zu erinnern, wäre Ulrich Billet wohl nicht gekommen, denn das Gotteshaus stammt aus den 1960er-Jahren, entsprechend jung ist die Orgel. Sie wurde 1967 von der Firma Hillebrand aus Altwarmbüchen gebaut.

Für Schnitger-Orgeln braucht es Herzblut

„Wir haben eine moderne Kirche und eine Orgel ihrer Zeit. Das ist eine gute, solide Orgel“, stellt Billet klar. „Aber es ist eben alles andere als eine historische Orgel.“ Dennoch blickt er nicht neidisch auf Gemeinden beispielsweise im Alten Land, die über eine Kostbarkeit des barocken Orgelbauers verfügen. „Es ist toll, eine Schnitger-Orgel zu haben“, sagt er. Aber die „alte Dame“ habe eben auch ihre Ansprüche: „Da braucht es einen hauptamtlichen Organisten, der sich mit Herzblut darum kümmert, einen absoluten Fachmann.“ In Buchholz wäre das gar nicht zu leisten.

Dass nun dennoch Arp Schnitger in Buchholz gewürdigt wird, war die Idee eines Gemeindemitglieds: Der Mann war von der Wanderausstellung der Arp-Schnitger-Gesellschaft begeistert, sprach Billet an, und schneller, als dieser dachte, war die Ausstellung auch schon gebucht.

Zusätzlich will die Gemeinde mit verschiedenen Veranstaltungen Begeisterung für die Orgel und Arp Schnitger wecken – und so auch eine Verbindung zur Kirche für Menschen schaffen, die den „normalen Gottesdienst“ eher nicht besuchen. Denn das ist das Grundkonzept der Kulturkirche: Musik und Kultur bieten neue Berührungspunkte mit der Kirche, und der Kirchenraum wird von den Menschen noch einmal ganz anders wahrgenommen als bei Gottesdiensten.

Ulrich Billet: „Kultur hat immer etwas Religiöses“

Für Ulrich Billet gehören Kultur und Kirche eng zusammen: „Kultur hat immer etwas Religiöses.“ Gerade Musik gehöre untrennbar zur Kirche: „Musik war das Einfallstor der Reformation, über Musik und das Lied hat sich die Reformation verbreitet“, sagt der Pastor und erinnert daran, dass Martin Luther „als Urmusikant“ Liedtexter ebenso wie Komponist war. Musik sei daher bis heute ein Grundpfeiler der Kirche: „Unsere Botschaften werden ganz wesentlich über Musik weitergegeben. Das spricht die Leute auf andere Art an. Ein gutes Orgelkonzert ist ein guter Prediger, das kann kein Pastor ersetzen.“

Am 25. Februar um 10 Uhr findet ein Kulturgottesdienst mit Orgelmusik aus fünf Jahrhunderten statt. Bei der Finissage am Mittwoch, 13. März, spielt Billet um 19.30 Uhr Orgelmusik „zum Greifen nah“.