Künstlerin wird Kirchenmusikerin: Ann-Helena Schlüter studiert wieder

Sie ist Autorin, Malerin, Komponistin, Organistin, Pianistin, gibt Konzerte, reist durch die Welt. Dennoch hat Ann-Helena Schlüter jetzt in Greifswald noch einmal studiert: Kirchenmusik.

Ann-Helena Schlüter erkundete während des Studiums der Kirchenmusik die Orgeln in Vorpommern
Ann-Helena Schlüter erkundete während des Studiums der Kirchenmusik die Orgeln in Vorpommernprivat

„Die Orgel in Groß Bisdorf hat mich berührt. Ihr Klang war warm, weich, dunkel“, schwärmt die Pianistin und Organistin Ann-Helena Schlüter. Die Frau, die alles kann. Mit drei Jahren begann sie das Klavierspiel, gefördert durch ihre schwedische Mutter und den deutschen Vater. Abschlüsse in Musikwissenschaften, Musikpädagogik und im Konzertfach Orgel und Klavier hat sie. Studierte unter anderem in Köln, Frankfurt, Perth in Australien und den USA. Und dann 2022 und 2023 in Greifswald: Kirchenmusik.

Diplomstudiengang Kirchenmusik in Greifswald: Immer mit Praxisbezug

„Ich möchte als Kantorin bei der Kirche arbeiten. Dafür brauche ich diesen Abschluss“, sagt die Künstlerin. Für Greifswald sprach so einiges: „Das Institut für Kirchenmusik ist das einzige in Deutschland, das an eine Universität angebunden ist. Darüber hinaus gibt es evangelische und katholische Studierende. Und: Ich kannte Vorpommern nicht.“ Ihren Lebensmittelpunkt hat die deutsch-schwedische Künstlerin in Würzburg. Für vier Semester lebte sie in Greifswald und Umgebung, stieg im fünften Semester ein.

Der Greifswalder Diplom Studiengang Kirchenmusik am Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaften umfasst insgesamt neun Semester. Die Studierenden bekommen die künstlerisch-musikalischen, musikwissenschaftlichen, theologischen und pädagogischen Grundlagen vermittelt und immer mit Praxisbezug.

Der Bereich Chorleitung war für Ann-Helena Schlüter eine besondere Herausforderung. „In der Basiskirche spielt der Umgang mit Menschen eine größere Rolle als das Orgelspiel alleine. Die Orgel macht, was man ihr sagt. Menschen nicht unbedingt“, sagt sie heute. Eine Herausforderung für die Künstlerin. „Ich musste mich einem Realitätscheck stellen, mich selber erden“, erzählt Ann-Helena Schlüter. Für die Chorarbeit brauche man Geduld, Verständnis und man muss „die Menschen abholen“.

Verliebt in pommersche Orgeln

Trotz der kurzen Zeit in Vorpommern konnte Ann-Helena Schlüter die Orgeln zusammen mit Freunden erkunden. Die Organistin „sammelt“ auf ihrer Internetseite quasi Orgeln. Über jedes Instrument, das sie spielen durfte, gibt es einen kurzen Steckbrief und ein kurzes Video, in dem sie das Instrument erklingen lässt. Die Orgeln von Prohn, Groß Mohrdorf, Sassnitz, Dersekow und eben auch die Mehmel-Orgel in Groß Bisdorf sind zu finden. Hier lebte sie auch für einige Zeit im Pfarrhaus. „Ich bin unglaublich verliebt in Orgeln“, bestätigt Ann-Helena Schlüter.

Die Orgel in Groß Bisdorf bei Greifswald hat es Ann-Helena Schlüter angetan.
Die Orgel in Groß Bisdorf bei Greifswald hat es Ann-Helena Schlüter angetan.Ann-Helena Schlüter

Aus logistischen Gründen zog es sie aber nach ihrem Studium Ende 2023 zurück nach Würzburg. „Greifswald ist schön. Aber man kommt hier sehr schlecht weg. Bis man in Berlin ist, hat man schon eine Weltreise hinter sich“, sagt sie. Denn neben dem Studium gab Ann-Helena Schlüter weiter Konzerte, zum Beispiel im Heinrich- Schütz-Haus in Weißenfels, Sachsen-Anhalt. „Konzerte geben ist mein Job. Ich lebe von meiner Musik.“ Auch während eines Hochschulstudiums.

Weiterstudieren trotz B-Kirchenmusik-Abschluss?

Vielleicht wird sie noch ein bisschen weiterstudieren, trotz ihres B-Kirchenmusik-Abschlusses, sagt Ann-Helena Schlüter, die auch als Komponistin, Autorin und Malerin arbeitet. „Wenn ich für die Arbeit in einer Kirchengemeinde einen A-Schein benötigen sollte, studiere ich das auch noch. Danach reicht es aber tatsächlich.“

Für Konzerte kommt sie auch gerne wieder nach Mecklenburg-Vorpommern zurück. Im Februar möchte sie die Orgel in Bad Doberan kennenlernen. Im September ist dann ein Konzert geplant.